Mit 16 ging Stephan Jäger von München in die USA, um eines Tages Golfprofi zu werden. Zehn Jahre später debütiert er bei den US Open. Highschool, College, Web.com-Tour – Jägers Karriere verlief bisher komplett anders als die von Martin Kaymer. Juli 2016 reiht er sich in die Liste der Golf Rekorde ein!
Stephan Jäger spielt der US Open sein erstes Major-Turnier. Foto: GoMocs.com/Chattanooga Mocs/dpa
Seattle (dpa) – Das Abenteuer US Open beginnt für Stephan Jäger bereits gut zwei Stunden nach Sonnenaufgang an der malerischen Puget-Bucht unweit von Seattle.
Am Donnerstag, um 7.22 Uhr wird der 26-jährige Münchener Stephan Jäger an Loch Nummer zehn des Chambers Bay Golf Clubs seinen ersten Abschlag bei einem Major-Turnier auf das Fairway donnern. ‚Klar werde ich nervös sein. Das gehört dazu, aber damit muss man leben können. Sonst wird das nichts mit dem Siegen.‚ Die nötige Portion Frechheit bringt der Debütant für die größten Golf-Turniere der Welt mit. Sein US-Open-Start ist eine kleine Sensation. Mit einem geteilten dritten Platz beim Qualifikationsturnier in Springfield erspielte er sich das Ticket für das Major. Jäger ist neben Titelverteidiger Martin Kaymer und Marcel Siem der dritte deutsche Starter bei der US Open.
Doch Jägers Karrierelaufbahn unterscheidet sich gewaltig von denen seiner beiden deutschen Kollegen. Im Alter von 16 entschied sich das Talent vom Golfclub München Eichenried nach der zehnten Klasse für ein Highschool-Jahr in die USA zu gehen – jetzt lebt der Golfprofi bereits fast zehn Jahren in Chattanooga. Die 170.000-Einwohner-Stadt am Ufer des Tennessee Rivers ist zu seiner neuen Heimat geworden. ‚Am Anfang war es schwer so alleine ohne Familie, aber nach ein paar Monaten kam ich da ganz gut zurecht‘, erinnert er sich. ‚Die USA sind eine gute Heimat zum Arbeiten. Zudem habe ich ja immer noch meine Familie in Deutschland, die mich unterstützt. Daher habe ich das Beste aus zwei Welten!‘ Eine Rückkehr scheint vorerst ausgeschlossen. Jäger wusste schon früh, dass die Vereinigten Staaten von Amerika im Gegensatz zu Deutschland für ihn ein Golf-Paradies seien würden. Perfektes Wetter, erstklassige Golfplätze sowie die Förderung an den Schulen und Universitäten boten ihm hervorragende Möglichkeiten, um eine Profi-Laufbahn einzuschlagen.
Nach der Highschool folgte das College und die Erfolge wurden größer. Heute spielt Jäger auf der zweitklassigen Web.com-Tour. Sein bisher bestes Resultat erreichte er in diesem Jahr mit einem geteilten vierten Platz bei der Mexico Championship. Und leben kann er von dem Preisgeld auch ganz gut: ‚Reich wird man noch nicht. Auf alle Fälle nicht auf der Web.com-Tour. Aber ich kann mich nicht beschweren, da viele meiner Freunde in Europa noch studieren oder gerade angefangen haben zu arbeiten.‘ Jägers großes Ziel ist die lukrative PGA-Tour. Er will sich mit den Besten der Welt messen. ‚Ich glaube, golferisch fehlt da nichts. Ich muss nur mal im richtigen Zeitpunkt gut spielen‘, sagt er voller Selbstvertrauen. Vorbild ist sein guter Kumpel Harris English. Mit ihm spielte er schon in der Highschool zusammen. English hat den Sprung auf die PGA-Tour eindrucksvoll geschafft. Zwei Siege hat sich der ebenfalls 26-Jährige erspielt – und mehrfacher Preisgeld-Millionär ist English auch.
Die US Open sind für Jäger eine erstklassige Gelegenheit, mit guten Leistungen auf sich aufmerksam zu machen. Diese Chance will er nutzen. ‚Ich will mein Golf so spielen, wie ich es kann und mental so durchzuziehen, dass ich damit zufrieden bin‘, erklärt er seine Strategie. ‚Wenn ich die zwei Sachen mache, kann ich mir auch ganz gut vorstellen, da dort weit vorne mitzumischen.‘ Vorher will er im Chambers Bay Golf Club aber erst einmal den Titelverteidiger Martin Kaymer und Marcel Siem näher kennenlernen. Und vielleicht trifft er dort ja auch auf sein Kindheitsidol: Tiger Woods.
Von Marc Möller, dpa