Annähernd 270.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall, knapp 200.000 davon erstmalig. Ein Jahr nach dem Schlaganfall bleiben rund 64 % der überlebenden Patienten pflegebedürftig – davon müssen ca. 15 % in einer Pflegeeinrichtung versorgt werden. Der Schlaganfall ist damit der häufigste Grund für erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter. Bewegungstherapie (z.B. in Form von Physio- und Ergotherapie) in den unterschiedlichsten Facetten spielt bereits in der frühesten Phase der Rehabilitation und Therapie einer Behinderung eine wesentliche Rolle. Golf ist in den Augen des deutschen Mediziners Dr. Philipp Pilz der beste Sport nach einen Schlaganfall.
Aber nicht nur ein Schlaganfall kann zu einer Behinderung führen. Auch zahlreiche weitere Erkrankungen, wie entzündliche Hirnerkrankungen, degenerative neurologische Erkrankungen (z.B. Parkinson), neuromuskuläre Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch bösartige Tumorerkrankungen sowie Erkrankungen einschließlich akuter Verletzungen des gesamten muskuloskelettalen Systems, und viele weitere für zu Behinderungen. Sport – insbesondere Golf – kann hier einen besonders effektiven Ansatz liefern.
Mittlerweile gibt es gut durchgeführte wissenschaftliche Studien. Dies beginnt bereits in der rehabilitativen Grundlagenforschung, die im Wesentlichen zeigt, dass Sportprogramme eine Verbesserung der Motorik, der Kognition und der mentalen Gesundheit zeigen können. Auf dem Gebiet der Rehabilitation bei onkologischen Patienten (hier bei Darmkrebs) gibt es wissenschaftlich publizierte Evidenz für die Wirksamkeit von sport-basierten Aktivitätsprogrammen. Dasselbe gilt für Herz-Kreislauferkrankungen, z.B. bei der koronaren Herzkrankheit.
Basierend auf Erkenntnisse von vor einigen Jahren, dass Golfer eine bessere Gleichgewichtskontrolle sowie ein höheres Selbstbewusstsein in Bewegungsmustern besitzen, gibt es nun auch konkrete golfspezifische Studien, z.B. um die Regensburger Arbeitsgruppe um Prof. Jansen, die nahe legen, dass der Golfsport insbesondere mentale und visiokonstruktive Fähigkeiten im Vergleich zu einer definierten Kontrollgruppe signifikant verbessert – nach eingetretener Behinderung.
Positive Effekte des Golfsports auf Behinderungen
• In kaum einer anderen Sportart können Behinderte und Gesunde gemeinsam in vergleichbarer Art und Weise aktiv sein.
• Golf als Sportart fördert komplexe Abläufe des gesamten Bewegungsapparates, es verbessert nachweislich die Koordination, die Visiokonstruktion und den mentalen Gesundheitszustand.
• Beim Golfen kommt es nicht auf Schnelligkeit an, daher eignet sich das Golfspiel besonders für Menschen mit Behinderung.
• Es besteht eine geringe individuelle Verletzungsgefahr durch fehlende Fremdeinwirkung im Vergleich zu anderen Sportarten.
• Längerer Aufenthalt in der freien Natur fördert Stimmungslage.
• Es besteht ein sehr hoher Motivationsgrad im Vergleich zu herkömmlichen Rehabilitationsansätzen. Dadurch werden individuelle Erfolgserlebnisse deutlich anschaulicher. Es geht nicht um die zugrundeliegende Erkrankung oder Behinderung, sondern es geht um die Fähigkeiten und die damit verbundenen Erfolgserlebnisse.
P.S. Einen großen Schub erhofft sich der Behinderten Golfclub (BGC) noch aus einer anderen Richtung: Golf könnte 2020 in Tokio paralympische Disziplin werden – wenn die internationalen Verbände ihre Debatten über Behinderungs-Klassen und Modalitäten abgeschlossen haben. 2016 wird Golf wieder olympisch und 2020 könnte es paralympisch werden.