Bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde. Auch einen Mini-Schlaganfall sollte man richtig deuten, denn im Regelfall folgt auf so eine Attacke innerhalb von drei Monaten ein ‚großer‘ Schlaganfall. Der Schlaganfall ist mit rund 270.000 jährlichen Betroffenen in Deutschland eine Volkskrankheit und hierzulande die dritthäufigste Todesursache. Wie man einen Schlaganfall erkennt? Wie man bei einem seiner Mitspieler einen Schlaganfall richtig deutet? Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie zu den Heli-Docs!
Die gute Nachricht vorneweg: Seit Juni 2022 wurden die Flüge der Heli Docs verdoppelt. Täglich von 8 bis 22 Uhr fliegen die Heli Docs vom Münchner Klinik Harlaching zum Einsatz!
Mini Schlaganfall
Vorübergehende Ausfallerscheinungen richtig deuten
Sprach- und Sehstörungen sollte man immer ernst nehmen, denn ein Schlaganfall kommt oft mit Vorwarnung. Eine transitorische ischämische Attacke (TIA) ist quasi ein „Mini-Schlaganfall“. Bis zu 20 Prozent dieser Patienten erleiden innerhalb der nächsten drei Monate einen großen Schlaganfall. Dieser lässt sich durch richtige Diagnostik und Therapie vermeiden. Dass ist wichtig, denn bei bis zu 70 Prozent der Patienten bleiben nach einem Schlaganfall lang anhaltende Behinderungen zurück. Viele der Inklusions-Golfer hatten einen Schlaganfall.
Studienergebnisse Heli Docs
Bei einem Flying Intervention Einsatz wird das Team direkt nach der Diagnose per Helikopter aus München eingeflogen um die Thrombektomie vor Ort in der regionalen Klinik vorzunehmen. Im Rahmen der Studie gingen die Forscher der Frage nach, ob der Eingriff bei Einsätzen des Flying Intervention Teams schneller durchgeführt werden könnte als nach der Verlegung. Die Ergebnisse bestätigen diese Vermutung auf beeindruckende Weise. Das Flying Team war der Verlegungsgruppe mit rund 90 Minuten Zeitvorteil deutlich überlegen. Durch die Zeitersparnis litten im Rahmen des FIT-Projekts versorgte Schlaganfallpatienten auch seltener an langfristigen Folgeschäden und hatten eine höhere Lebensqualität im Vergleich zu Verlegungspatienten.
Münchner Heli Docs sorgen für weltweites Aufsehen
Der renommierte amerikanische Schlaganfall-Spezialist Lee Schwamm von der Harvard Medical School in Boston ist überzeugt, dass das Flying Intervention Team auch in anderen Teilen der Welt Schule machen wird. Im Editorial der aktuellen Ausgabe von JAMA schreibt er: …den Interventionalisten zum Patienten zu bringen kann eine wichtige Strategie sein, um hochqualitative Therapien in [ländliche] Gegenden zu bringen…“
Das „Flying Intervention Team“ besteht aus einem Neuroradiologen und einem Angiographie-Assistenten und ist auf die Durchführung von sogenannten Thrombektomien bei Schlaganfallpatienten spezialisiert. Die Thrombektomie ist ein komplizierter Eingriff, bei dem das Blutgerinnsel, das das hirnversorgende Blutgefäß verstopft, mithilfe eines Katheters mechanisch entfernt wird.
Die Behandlung muss so schnell wie möglich erfolgen, da nach einem Schlaganfall jede Minute Millionen von Nervenzellen absterben. Es gibt jedoch nur in wenigen Kliniken Experten, die den Eingriff durchführen können. An der nun veröffentlichten Studie nahmen 117 Patienten teil, die nach einem Schlaganfall in eine von 13 regionalen Partnerkliniken der München Klinik in Südostbayern aufgenommen wurden. Die Studienteilnehmer wurden wochenweise in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Hälfte der Patienten wurde auf herkömmliche Weise zur Thrombektomie in ein großes Krankenhaus weiterverlegt. Die andere durch das Flying Intervention Team behandelt.
FIT geht weiter: Finanzierung durch Krankenkassen gesichert
Mit der Auswertung und Veröffentlichung der Daten wurde die auf drei Jahre angelegte Pilotphase des Flying Intervention Teams erfolgreich beendet. Da sich der signifikante Mehrwert für Patienten bereits in Rahmen von Zwischenanalysen abgezeichnet hat, hat das Projektteam der München Klinik frühzeitig Verhandlungen mit den Kostenträgern und Projektpartnern über eine Fortführung der Schlaganfallversorgung per Helikopter aufgenommen.
Auf Basis der erhobenen Daten konnten sich alle Stellen vom Nutzen des FIT-Projekts überzeugen. Über die alleinige Fortführung hinaus wurde sogar eine Erweiterung des Projekts beschlossen, um für noch mehr Patienten die wissenschaftlich überlegene Flugpraxis vorhalten zu können.
Fliegende Schlaganfall-Ärzte
Seit 1. Juni 2022 wurden die Flugphasen verdoppelt. Ab dann ist ein FIT-Team der München Klinik Harlaching jeden Tag von 8 bis 22 Uhr im Einsatz. In der Pilotphase hatten sich Verlegepraxis und FIT-Phasen im wöchentlichen Wechsel abgewechselt. Dr. Axel Fischer, Vorsitzender der Geschäftsführung der München Klinik: „Das Flying Intervention Team ist ein medizinisches Leuchtturmprojekt, das zeigt, was unsere hochspezialisierte Medizin für München und das Umland leisten kann. Es zeigt auch, wie eine medizinische Versorgung in Deutschland aussehen kann, die das Patientenwohl in den Mittelpunkt stellt. Ein solcher Paradigmenwechsel ist in allen Bereichen des Gesundheitssystems absolut wünschenswert und notwendig und wir danken allen Beteiligten ausdrücklich, die eine Fortführung unseres Schlaganfallprojekts ermöglichen.“
Die Herausforderung: Viele Schlaganfallpatienten, wenige Spezialisten
Vielen schwer betroffenen Patienten kann seit einigen Jahren eine neue Behandlungsmethode helfen: die Thrombektomie. Dabei wird das Blutgerinnsel, das eine Hirnarterie verstopft, mechanisch mithilfe eines Katheters entfernt und die Durchblutung wiederhergestellt. Der Eingriff erfordert eine hohe medizinische Expertise und muss so schnell wie möglich durchgeführt werden. Erhält der Patient die Behandlung rechtzeitig, lassen sich dadurch schwere Behinderungen auch bei schweren Verläufen oft vermeiden. Es gibt bislang jedoch nur wenige Spezialisten, die einen solch komplizierten Eingriff vornehmen können. Diese Neuroradiologen befinden sich meist in großen Schlaganfallzentren, welche sich wiederum in großen Städten bilden. Patienten, die ihren Schlaganfall auf dem Land erleiden, müssen für die Thrombektomie aufwändig in ein solches Zentrum verlegt werden.
So funktioniert das „Flying Intervention Team“ – 150 km Radius aus München
Ein Neuroradiologe und ein medizinisch-technischer Radiologieassistent fliegen zu zweit aus dem Harlachinger Zentrum in eine der 15 beteiligten Partnerkliniken. Der Radius beträgt bis zu 150 Kilometer im Münchner Umland und vor Ort wird auch der Eingriff durchgeführt. Die neue Methode ermöglicht den Patienten eine ganzheitlich wohnortnahe Behandlung. Bisher sind bereits etwa 400 Einsätze erfolgt.
Die Flüge werden von spezialisierten Neuroradiologen der München Klinik Harlaching unter Leitung von Chefarzt Prof. Anastasios Mpotsaris übernommen. Kooperationspartner für die Helikopterflüge sind die ADAC Luftrettung GmbH sowie die HTM Helicopter Travel Munich GmbH.
Telemedizin bringt hohe Versorgungsqualität aus der Stadt auch auf das Land
Das „Flying Intervention Team“ ist Teil und Weiterentwicklung des telemedizinischen Schlaganfallnetzwerks TEMPiS (Gründung 2003). Stellt sich im Telekonsil heraus, dass bei dem Patienten eine Thrombektomie durchgeführt werden muss, machen sich die fliegenden Ärzte per Helikopter auf den Weg. Mehr Informationen zum Schlaganfallnetzwerk TEMPiS unter: www.muenchen-klinik.de/tempis-fit.