Mitte August 2010 war die deutsche Golf-Welt noch in Ordnung. Horst Seehofer gab für eine finanzielle Unterstützung des Ryder Cups 2018 Bernhard Langer grünes Licht und nicht wenige Politiker unterstützten die Ryder Cup-Bewerbung und sprachen sich öffentlich für das drittgrößte Sportereignis weltweit – nach Fußball WM und Olympiade aus. Doch am Tag als fast alle Bürgermeister aus ganz Deutschland nach München kamen, um die Olympia-Bewerbung Münchens zu feiern, nahm die bayerische Politik für das Golfevent ihre Zusagen zurück. Schweren Herzens lud die Ryder Cup Bewerbungsgesellschaft zur Pressekonferenz an den Münchner Flughafen, um den Journalisten das Debakel zu erklären.
Für den Deutschen Golfverband, den Bayerischen Golfverband und gerade für Deutschlands Profigolfer Bernhard Langer war es wie ein Schlag ins Gesicht, dass finanzielle Zusagen Seitens der Politik einfach in einer Kabinettsitzung gekippt wurden. In den letzten Wochen kursierten sogar Gerüchte, man wäre der Meinung, die Golfmillionäre sollten ihren Event doch selbst bezahlen.
Haben Fußballer 2006 die Fußball-WM mit finanziert? Nein. Die Lizenzgebühr für den Ryder Cup beträgt 18 Mio. €, was im Vergleich zum erzielbaren Gewinn und zu den Kosten der Winter-Olympia-Bewerbung in keiner Relation steht. An der Bewerbung für die Winterspiele 2018 und Durchführung – geschätzte Kosten: 400 Millionen Euro (35 Mio. allein die Bewerbungs-Prämie) – beteiligt sich der Bund mit 160 Millionen Euro.
Sind 600.000 deutsche Golfer und deren Ryder Cup-Euphorie auf einmal zu wenig Wählerstimmen für die Politik? ‚Bei einem NEIN fängt bekanntlich das Verkaufen an‘, sagt Norbert Löhlein, Präsident des Bayerischen Golfverbandes, welcher gemeinsam mit Erwin Langer von der Ryder Cup Bewerbungsgesellschaft Golf-Journalisten erklären mussten, warum die Politik einen Rückzieher gemacht hat. Nachdem die Bundesregierung eine finanzielle Beteiligung an der Bewerbungsgebühr für den Ryder Cup 2018 in Deutschland absagte, wird auch die Bayerische Staatsregierung ihre in Aussicht gestellte Unterstützung in Höhe von 9 Millionen Euro nicht mehr leisten. Die Bayerische Staatsregierung bestätigte dies bereits auf der Sitzung des Kabinetts vom 26. Oktober 2010, denn Ministerpräsident Seehofer hatte seine avisierte Unterstützung daran gekoppelt, dass auch der Bund sich finanziell beteiligt. Die Ryder Cup Europe LLP, Ausrichter des Ryder Cup, erwartet von der deutschen Bewerbungsgesellschaft RC Deutschland GmbH eine Zusage über eine solche Bewerbungsgebühr.
Im Kontext betrachtet wirft diese Entscheidung Fragen über Fragen auf, immerhin rügten Rechnungshöfe, Rechnungsprüfer und Untersuchungskommissionen gerade Politiker bei den letzten Olympia-Bewerbungen von Berchtesgaden (1992) Berlin (Sommer 2000) und Leipzig (Sommer 2012), welche unkontrolliert mit Steuergeldern hantierten. Berlin hatte bei der Bewerbung um die Sommerspiele 2000 einst 50 Millionen Euro ausgegeben, um 1993 mit lediglich neun Stimmen ebenso zu scheitern wie Leipzig 2004 mit seiner Bewerbung um die Spiele 2012, das es nicht einmal in die Endauswahl schaffte. Im Vergleich zu den Bewerbungskosten der Winter Olympiade 2018 sind die Bewerbungskosten für den Ryder Cup 2018 nicht mal ein Drittel. Nimmt man dann noch die Chancen für die Austragung ins Visier, punktet ganz klar der Ryder Cup! Insider sind der festen Überzeugung, dass die Olympischen Winterspiele 2018 gar nicht nach Deutschland vergeben werden können, sondern an Pyeongchang gehen müssen.
Dennoch dürften es nicht so sehr die finanziellen Mittel am Ende gewesen sein, warum die Politik sich mit dem Pro Ryder Cup Bekenntnis schwer tut. Hätten wir Barack Obama als Bundeskanzler, würde er Golf unterstützen, denn er spielt selbst Golf und kann die Faszination für diesen Sport auch nachvollziehen. Beim Ryder Cupo 2010 in Wales traf er sich mit dem britischen Premierminister David Cameron auf eine Runde Golf. Und weil Cameron bisdahin lieber Tennis spielte, ließ er sich von Montgomerie in Golf unterrichten, um den US-Präsidenten Paroli zu bieten. Obama würde alles tun, um den Ryder Cup zu untertsützen! Es gibt nicht viele deutsche Politiker, welche Golf spielen. Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg spielt Golf. Die FDP lädt jährlich zu einem exklusiven Golfevent. Aber leider lassen sich Wählerstimmen mit anderen Themen und Sportarten effektiver und effizienter gewinnen.
600.000 Golfer sind von der Politik ziemlich enttäuscht. Golfpro Bernhard Langer, welcher sich von Anfang an für den Ryder Cup 2018 in Deutschland stark gemacht hat, wird extra aus USA zum DGV-Verbandstreffen am 20. November 2010 nach Deutschland reisen, um zu retten, was noch zu retten ist. Nun sind professionelle und zielgerichtete Aktivitäten des DGV mehr denn je gefordert, damit Golf in Deutschland die Zuwendung und Anerkennung erfährt, welche in unseren Nachbarländern selbstverständlich ist. Mit einer Handvoll potenter Förderpartner und Sponsoren wäre eine Bewerbung zu stemmen. Auch DGV-Präsident Hans Joachim Nothelfer hat Lösungsvorschläge für die prekäre Situation und will mit mit dem Verband clubfreier Golfspieler (VcG) Geld sammeln in Form einer jährlichen Abgabe über 12 Jahre. Grosse Herausforderungen die nächsten 6 Monate für die Herren um Erwin Langer.
Aufruf: Wenn auch Sie als Unternehmen die deutsche Rydercup Bewerbung finanziell unterstützen wollen, zögern Sie nicht und schreiben sie eine Mail oder nehmen sie telefonischen Kontakt mit der Ryder Cup Organisation auf!
Dass der Ryder Cup Potential hat, haben wir erfahren dürfen. Während der vier Tage Ryder Cup 2010 hatten wir insgesamt 54.179 User, welche sich auf exklusiv-golfen.de über den Ryder Cup bei uns informiert hatten!