MALO VALERIEN, 20, IST EINER DER HOFFNUNGSVOLLEN ROOKIES IM BASKETBALLTEAM DES FC BAYERN MÜNCHEN. DER ENKEL VON REPORTERLEGENDE HARRY VALERIEN SPIELT ABER AUCH SEIT SEINEM VIERTEN LEBENSJAHR GOLF. IN SEINEM HEIMATCLUB ST. EURACH SPRACH GREEN MIT DEM YOUNGSTER ÜBER SEINE ZIELE UND AMBITIONEN.
Plattsburgh im US-amerikanischen Bundesstaat New York ist nicht gerade eine Metropole. Die rund 20.000 Einwohner zählende Stadt liegt am Westufer des Lake Champlain, nur 30 Kilometer südlich der Grenze zum kanadischen Quebec. Es gibt wunderschöne Gebäude aus der Jahrhundertwende und gepflegte Parks. Ein Uferweg folgt dem Saranac River, der sich durch die Stadt schlängelt, und endet am Ufer des Sees, der als Zuhause von Champy, dem amerikanischen Cousin des Lochness-Monsters, gilt. Hier war Malo Valerien, das große Nachwuchstalent der FC Bayern-Basketballer, ein Jahr lang zu Hause. Die Erfolgsgeschichte des Leistungssportlers nimmt zwar in diesem kleinen Nest an der Grenze zu Vermont nicht ihren Anfang, doch wie in einem Brennglas erkennt man darin viel von dem, was den 20-jährigen Enkel der Sportreporter-Legende Harry Valerien auszeichnet: Mut, Abenteuerlust, Ehrgeiz und der absolute Willen zu Bestleistungen.
Vom Opa mit Golf infiziert
Doch von vorn: Die ersten Lebensjahre verbrachte Malo in Wolfratshausen, wo er beim benachbarten DJK Waldram mit 13 Jahren, also relativ spät, mit dem Basketballspielen anfing. sportlich war der heute 1,99 große Athlet schon immer. Skifahren, Snowboarden, Skaten, Surfen und Tennis gehören heute noch zu seinen großen Leidenschaften. Und mit vier Jahren stand er zum ersten Mal auf einem Golfplatz – natürlich mit ‚Opa Harry‘. Der war zwar nicht gerade als Ausnahmegolfer bekannt, doch als Erster und mit unnachahmlicher Begeisterungsfähigkeit brachte der 2012 verstorbene Harry Valerien Golfsport regelmäßig ins deutsche Radio und Fernsehen. Dies verblüffte Kollegen und Zuschauer gleichermaßen und stieß zunächst auf viel Unverständnis und Ablehnung. ‚Irgendwann wollte ich mal Golfprofi werden‘, meint Malo. ‚Mein Opa hat mich mit seiner Golf-Leidenschaft regelrecht infiziert.‘
Hartes Training
Auch wenn Malos Zeit als FCB-Kaderspieler in der Basketball-Bundesliga und als Führungsspieler der 2. Herren mittlerweile knapp bemessen ist, geht der Youngster noch gerne auf den Golfplatz, bevorzugt in seinem Heimatclub St. Eurach. ‚Dort kennt man unsere ganze Familie seit vielen Jahren‘, so Malo Valerien, „Und wenn ich da bin, kann ich im Restaurant bei Frau Becker immer anschreiben lassen. Die rechnet mit nichts anderem‘, schmunzelt er. Sein Handicap liegt bei 14, aber darum geht es gar nicht unbedingt. ‚Golf ist für mich große Entspannung in der freien Natur und hat viel mit guter Konzentration zu tun. Vor allem lernt man, nicht gleich wütend zu werden, wenn man mal einen schlechten Tag hat. Man lernt sehr gut, mit Enttäuschungen umzugehen.“ Im Gegensatz zum Basketball, wo er fast 20 Spielsysteme in- und auswendig kennen muss und das Spiel mit unglaublicher Schnelligkeit und Athletik geführt wird, ist eine Runde auf dem Golfplatz für Malo Erholung pur. Denn beim FC Bayern wird täglich hart trainiert: „Wir trainieren jeden Vormittag immer zwei stunden und am Abend dann noch mal zwei. Dazu kommen Team-Besprechungen, Video-Analysen, Stabi-Einheiten im Kraftraum, um die Schnellkraft zu verbessern. Am Wochenende sind dann die Liga-spiele.“ Erschwerend kommt hinzu, dass FCB-Chefcoach Pesic in der Regel keine wöchentlichen Trainingspläne ausgibt. Erst am Abend nach dem Training wissen die Spieler, wann und wie sie am nächsten Tag wieder trainieren werden.
In der 2. Herren ist er Stammspieler, in der Bundesliga ist er über zwei Kurzeinsätze in der ersten Mannschaft noch nicht hinausgekommen. Er gehört aber regelmäßig zum Kader, auch beim Pokalhalbfinale in Berlin war er Teil des Teams. ‚Klar ist es enttäuschend, wenn man nur auf der Bank sitzt. aber es war eine super Sache. Wir haben das Halbfinale zwar verloren, aber vor 14.000 frenetischen Zuschauern in der ausverkauften o2 World mit dabeizusein, war schon etwas ganz Besonderes für mich.‘
Andere ‚Jungs‘ in seinem Alter gehen regelmäßig feiern, fahren am Wochenende auch mal mit der Freundin weg, gehen auf Konzerte oder ins Kino. Vermisst er das? ‚Klar‘, sagt Malo, ‚das ist schon manchmal nicht so einfach. Aber ich habe bereits so viel in den Sport investiert, bin beim FC Bayern auf dem Sprung ins Bundesliga-Team und es steht einfach viel auf dem Spiel. Das will ich keinesfalls gefährden und ich ordne meinem Ziel, in den nächsten drei Jahren Stammspieler zu werden, gerne alles andere unter. Leistungssport hat auch irgendwie ein positives Suchtpotenzial.‘
Über seine Ambitionen sagt seine Mutter, Tanja Valerien-Glowacz: ‚Wenn Malo sich wirklich für etwas interessiert und ihn etwas begeistert, ist er sehr zielstrebig und ehrgeizig. Gleichzeitig ist er aber auch sehr rücksichtsvoll in Bezug auf andere Menschen, also nicht so ein egoistisches Alphatier. So einen Sohn zu haben, ist ein echtes Geschenk.‘
Sportstipendium in den USA?
Valerien ist sicher nicht der geschmeidigste Spieler auf dem Platz, bestimmt auch nicht der trickreichste. Er ist eher der perfekte Allrounder, kann sehr gut verteidigen, hart arbeiten, gut 3er werfen und die Mannschaft mit seiner Energie mitreißen. Talente und Fähigkeiten, die vielleicht einen der 370 Divison One-Coaches in den USA auf ihn aufmerksam machen werden. Um Leistungssport und eine akademische Ausbildung zu verknüpfen, bemüht er sich momentan um ein Sportstipendium an einem amerikanischen College. „In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, wohin mein Weg führt. ich fühle mich sehr wohl beim FC Bayern und würde auch gerne bleiben. Aber wenn ich die Chance habe, an ein amerikanisches College zu gehen und dort in einer guten Mannschaft zu spielen, werde ich dies als Option ins Auge fassen“, sagt der 20-Jährige.
‚MEIN OPA HARRY HAT MICH MIT SEINER GOLF-LEIDENSCHAFT REGELRECHT INFIZIERT.‘
Ersatzmutter Pamela
Mit einem US-Sportstipendium würde sich ein Kreis schließen, der mit seinem Highschool-Jahr in Plattsburg, New York, begonnen hat. Denn bevor Malo auf die legendäre Urspring-Basketball-Akademie ging – seit 1998 Markenname für erfolgreiche Jugendarbeit und vom Deutschen Basketball Bund als offizieller Stützpunkt ausgezeichnet – und dort erfolgreich sein Abitur ablegte, verbrachte er ein Jahr an der „Plattsburg High“. „Super Erfahrung“, sagt Malo. Am Anfang war natürlich alles total neu und sehr aufregend. Schulisch war das überhaupt kein Problem. Ich konnte dort in einem sehr guten Team Basketball spielen, wir haben sogar an den National Finals in Orlando teilgenommen. Meine Gasteltern waren auch fantastisch, besonders meine Gastmutter Pamela Andersson. Mit ihnen bin ich immer noch sehr gut befreundet.‘
Man darf gespannt sein, wie sich die Karriere des 20-Jährigen weiter entwickelt. Ein zweiter Martin Kaymer wird sicher nicht mehr aus ihm, aber in den Fußstapfen eines anderen großen und bekannten bayerischen Basketballspielers würde man ihn natürlich schon gerne sehen.