Ein klassischer Golfplatz besteht aus 18 Spielbahnen. Nur ist nirgends festgelegt, wie weit die Grüns und Abschläge voneinander entfernt liegen müssen. Der Kurs ‚Nullarbor Links‘ in Australien nutzt diese kleine Unschärfe und streckt seinen Par 73-Platz über üppige 1.365 Kilometer. Das war nun auch eine hart umkämpfte Tourismus-Auszeichnung in Gold wert.
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Wer den Süden oder Südosten Australiens erkunden will und dabei gleich eine eher abenteuerliche Golfrunde miterleben möchte, sollte sich ungefähr vier Tage Zeit nehmen. Entlang des Eyre Highways zwischen Kalgoorlie in Westaustralien und Ceduna im Südosten sind 18 Spielbahnen angelegt worden, die den im Herbst 2009 eröffneten Platz ‚Nullarbor Links‘ bilden. Damit niemand verpflichtet ist, erstmals im Osten oder im Westen aufzuteen, sind die Löcher ganz neutral mit einem den Standort charakterisierenden Eigennamen versehen worden. Bei mehr als der Hälfte der Löcher findet man zwischen synthetischen Abschlagflächen und Grüns überwiegend wirkliche Natur statt immer penibel manikürter Fairways. Die Verbindung zwischen Abschlag und Grün kann also auf künstliche Bunker verzichten, weil das Rough schon zwangsweise dominiert. Sieben der längeren Bahnen jedoch sind Teile echter Golfplätze, die auf dem Wege liegen.
Zu Beginn der Runde, die ja gar nicht rund ist, sondern sich mitten durch die doch abwechslungsreichen Landschaften der Nullarbor-Wüste zieht, kauft der Spieler für 70 Australische Dollar eine Scorekarte. Die Abschläge der 18 Spielbahnen entlang des Highways liegen an prägnanten Punkten wie etwa Bahnstationen, Weghäusern, Motels oder eben den teilnehmenden Ortschaften.
Unberührte Naturlandschaften, schroffe und hübsche Küstenabschnitte oder die wilde australische Tierwelt gehören zu den steten Wegbegleitern der reisenden Golfer. Bei der Lageplanung wurde auch praktisch gedacht: An allen Zwischenstopps sind zumindest Benzin, Wasser, Speisen und Toiletten zu finden – nicht selten sogar Übernachtungsmöglichkeiten. Wer nun eine der Bahnen gespielt hat, kann sich das per Stempel auf der Scorekarte im lokalen Besuchercenter bestätigen lassen. Und wem es zu umständlich ist, über die ganze Distanz die komplette Golfausrüstung spazieren zu fahren, leiht sich für kleines Geld vor Ort einfach ein paar Schläger aus. Die Abschläge liegen immerhin zwischen 10 und 182 Kilometer voneinander entfernt – im Heimatclub ist das sicher ganz anders.
Zweite Auszeichnung würdigt eine tolle Idee
Schon kurz nach der Eröffnung erhielten die Vordenker und Väter dieses ungewöhnlichen Golfplatzes, Alf Caputo und Bob Bongiorno, im Jahr 2010 den goldenen Award für die beste neue Entwicklung zur Förderung des regionalen Tourismus verliehen. Jetzt gab es aber noch eine goldene Auszeichnung obendrauf: die beste Tourismus-Attraktion Westaustraliens 2012. In dieser Gruppe der zehn Finalisten herrschte Gedränge auf den Preis, denn jedes hervorgehobene Ausflugsziel möchte hier ganz vorn stehen – ein wenig Eigenwerbung ist garantiert.
Eine ganz besondere Art von Werbung wurde ‚Nullarbor Links‘ jedoch schon vor gut einem Jahr zuteil. Der im Fernsehen Australiens nicht unbekannte Wettermann des beliebten Senders Channel Seven Sunrise, Grant Denyer, zeigte seinen Zuschauern täglich am frühen Morgen auf, dass Golf auch ein Extremsport sein kann. Mit einem etwas getunten Golfcart, der mit Benzinmotor 65 Kilometer pro Stunde erreichte und verstärkte Reifen aufwies, legte er die gesamten 1.365 Kilometer zurück und spielte dabei den kompletten Kurs.
Den aktuellen Platzrekord hält jedoch Ian Darwen vom Mandurah Country Club. Der motivierte und vom Konzept begeisterte ehemalige Profigolfer benötigte insgesamt nur 72 Schläge für die verstreut liegenden 18 Spielbahnen.
Ein Turnier für Golfer mit Zeit
Normal scheint der Gedanke nicht, auf einem solchen Megakurs ein Golfturnier auszurichten. Wer sich schon zu Hause über eine fünfeinhalb Stunden dauernde Runde ärgert, ist beim ‚Chasing the Sun Golf Festival‚ sicher ganz verkehrt.
Seit 2011 gibt es das etwas andere Golfturnier. Neben dem Golfspiel stehen viel Spaß und Unterhaltung auf dem täglichen Programm, bis endlich die lange Strecke vom Start zum Ziel bewältigt ist.
Das Ende der Reisemonotonie
Wahrscheinlich wird niemand aus Mitteleuropa einfach so in den Westen Australiens fliegen, um diesen außergewöhnlichen Golfkurs einmal zu spielen. Doch ist schon eine Reise nach Down Under im Jahreskalender eingetragen, bietet sich „Nullarbor Links“ an. Die Region bietet so Vieles, was sich zu entdecken lohnt. Nebeneffekt des Golfens: Das unendlich wirkende Asphaltband. Den australischen Hardrockern AC/DC floss zwar genau auf diesem Eyre Highway der Kultsong ‚Highway to Hell‘ im Tourbus aus der Bassgitarre. Doch so schlimm wird der Weg sicher nicht sein.
Zur Belohnung bekommt man, wenn man die abgestempelte Scorekarte vorlegt ein Zertifikat?
Link zur Website: Nullarbor Links mit vielen weiteren Informationen in Englisch
Fotocredits: Kalgoorlie.com