Am 18. Dezember 2013 atmete Steffi Kirchmayr erleichtert auf: ‚Yes! Nach fünf anstrengenden aber super soliden Runden, habe ich meine Tourkarte zurück und freue mich jetzt auf ein paar ruhige Tage, bevor es 2014 so richtig los geht!‘ Ihr Ziel, sich auf der Ladies European Tour Access Series mit einer Top 5 Abschlussplatzierung die volle Spielberechtigung auf der LET erneut zu sichern, hatte sie damit erreicht.
Doch erstmal der Reihe nach: Am College of Charleston in South Carolina spielte Steffi drei Jahre College Golf als Vorbereitung auf die geplante Profikarriere. Im Collegeteam war sie die klare Nummer 1. Ganz ’nebenbei‘ glänzte Steffi noch mit zwei Bachelor Abschlüssen in Business-Administration und Tourismus-Management. Summa cum Laude. Während des USA-Studiums, das übrigens mit einem Vollstipendium für ‚Tuition and Fees‘ von der Uni getragen und von ihrem in Baltimore lebenden Onkel initiiert wurde, spielte sie in den Sommermonaten für die deutsche Nationalmannschaft. In Slovenien wurde das Team 2009 Mannschafts-Europameister und 2011 gab es bei der gleichen Meisterschaft in Österreich Bronze. Die Qualifying-School auf dem Weg zur Profi-Laufbahn schloss sie als vierte ab. Dann ging es richtig los, aber plötzlich war ‚der Druck, den ich mir auferlegte auf der großen Profi- Tour, einfach zu groß. Und so ging es für mich 2013 wieder zurück in die Access-Series.‘
Doch am Ende des Jahres 2013 kam wieder eine erfreuliche Wende, dokumentiert durch das ‚Yes mit Ausrufzeichen‘. Beim Lalla Aicha Tour School Final Qualifying in Marrakesch gelang ihr der geteilte zweite Platz und als Resultat löste sie die Tourkarte für die diesjährige LET-Saison. In ihrem Internet-Blog schreibt Steffi an diesem Tag eben- falls: ‚Vielen lieben Dank an alle, die mich unterstützt haben.‘
Zu diesen Unterstützern gehört seit langem Dietmar Erhardt, seit 1984 Inhaber von Classic Club Repair in Herzogenaurach, der seit 1997 die japanische Edelmarke HONMA vertreibt und unbestritten als ‚Deutschlands Fitting-Experte Nr. 1‘ gilt. Ortstermin in Herzogenaurach, März 2014: mit HONMA- Spielerin Steffi, die gerade von zwei anstrengenden Turnieren in Mission Hills und Agadir heimkehrt, und ihrem Sponsor. Das relativ unscheinbare Gebäude inmitten einer ebenso unscheinbaren Wohnsiedlung, Firmensitz von Classic Club Repair, beherbergt wohl das modernste Fitting-Center der Republik. Gepaart mit Erhardts 40-jähriger Golferfahrung auf und neben dem Platz (‚Handicap -3, wenn der Putter glüht‘) ist diese Kombination einzigartig. Wir möchten herausfin- den, was das Besondere am immer populärer werdenden Schläger-Fitting ist und warum es so wichtig für Freizeitgolfer und besonders für Profis ist, in diesem Bereich einen absolut kompetenten Partner an der Seite zu haben. Und wir möchten wissen, worin denn nun genau die ‚Geheimnisse‘ des Fittings bestehen und welche Analyse-Werk- zeuge zum Einsatz kommen.
Ganz generell, und für jedermann sofort nachvollziehbar, gilt: Weil jeder Spieler, egal ob Profi, ambitionierter Amateur oder Breitensportler, in Physis und Spielstärke andere Voraussetzungen hat, könnte ein optimal auf die körperlichen Bedürfnisse abgestimmter Schlägersatz im Bag nicht schaden. Der perfekt sitzende Maßanzug sozusagen. Mit Massenware kommt man zwar auch weit – z.B. im Sinne von Länge – aber eben nicht weit im Sinne von guter Performance. Qualität und Performance sind aber das Motto von Dietmar Erhardt von Classic Club Repair in Herzogenaurach.
Wie lang muss der Schläger sein? Welcher Schaft ist für mich geeignet? Ein individuell angepasster Schläger ist immer die Grundlage für einen guten, bzw. einen Schwung, der den komplexen Bewegungsablauf, Rhythmus und Timing für einen dynamischen Schlag einbezieht.
‚Wir liefern Maßarbeit. Jeder Schläger und Schlägersatz wird vor Aushändigung komplett nachgemessen: Anhand einer Checkliste vergleichen wir Länge, Flex, Loft, Lie, Griffstärke und Schwunggewicht mit Ihren Bestelldaten. Datum und Handzeichen garantieren, dass die Schläger so sind, wie sie für Sie ermittelt wurden.‘
Um die Schläger perfekt auf die körperlichen Voraussetzungen des Spielers abzustimmen, wird von Dietmar Erhardt und seinen Fitting-Experten modernste Technik zur Analyse und Auswertung von Ballflugdaten eingesetzt. Dabei ist es völlig unwichtig, ob es sich um aufstrebende Golf-Professionals wie Steffi Kirchmayr und Bernd Ritthammer, erfolgreiche Nachwuchsamateure wie Franziska Friedrich und Felix Eibl, Hobbygolfer wie den Ex-Fußballstar Mario Basler und Schauspieler Heiner Lauterbach oder den ‚Otto-Normal-Golfer‘ handelt.
Durch den Einsatz neuester Hightech-Geräte werden die Ballflugdaten analysiert und detailliert ausgewertet. Technisches Herzstück ist eine Highspeed Kamera, die 500 Bilder pro Sekunde produziert und alle Phasen des Schwungs exakt dokumentiert, sowie ein Doppler-Radar-System (TrackMan), um die relevanten Parameter wie Abflugwinkel, Spinrate, Schlägerkopf- und Ballgeschwindigkeit, Fluglänge, Landewinkel und Länge des Schlags ermitteln zu können. Dietmar Erhardt: ‚Durch den Einsatz dieser Technologien können wir die Schaftbewegung des Schlägers während des Schwungs exakt analysieren und anschließend den geeigneten Schaft bzw. Schläger mit den persönlichen Spezifikationen des jeweiligen Spielers ermitteln. So erhält jeder Golfer seinen optimalen Schlägersatz, mit dem er sein Spiel nachhaltig verbessern wird. Auf Wunsch können wir auch hier im Fitting Center am Schwung arbeiten, und zwar mit Golf-Professionals, die mit Classic Club Repair zusammenarbeiten.‘ Mit den gewonnenen Daten fertigen die Classic Club Repair-Techniker im Anschluss an das Fitting einen kompletten Schlägersatz oder einzelne Schläger und passen diese fachgerecht an.
Was sich in der Praxis ganz einfach anhört und vor Ort auch einfach aussieht, wenn Steffi Kirchmayr zahlreiche Bälle schlägt, ist in Wirklichkeit ein hochkomplexer digitaler Prozess. ‚Die Sammlung von Daten‘, so Erhardt, ’nützt einem a priori ja erstmal gar nichts. Es sind reine Rohdaten. Wir hier bei Classic Club Repair können aber aufgrund unserer Erfahrung aus diesen Daten Erkenntnisse gewinnen und für jeden Spieler erfolgreich in die Praxis umsetzen. Unsere Top-Spieler erhalten dann in der Regel Schlägersätze, die perfekt zu ihrem Schwung und ihrer Schlägerkopfgeschwindigkeit passen. Viele greifen auf die hochwertigen und individuell an- gefertigten Schläger von HONMA zurück.“ Das japanische Unter- nehmen im Nordwesten Japans gilt als eines der renommiertesten Golfschlägermanufakturen.
Jeder einzelne Schläger wird akribisch in Handarbeit gefertigt. Darunterfallen Arbeitsprozesse wie das Gießen, das Ummanteln und das Polieren der Schlägerköpfe sowie die komplette Herstellung der Schäfte. Über einhundert Schlägerbaumeister sind seit einem guten halben Jahrhundert mit diesen Aufgaben befasst. Auch dies ein Erfahrungsschatz, den andere vielleicht nicht unbedingt nachweisen können. Eine Synthese aus Hochtechnologie, Ästhetik und selbstbewusster, asiatischer Tradition.
Profis, die von Dietmar Erhardt unterstützt werden, spielen in der Regel (noch) nicht am oberen Ende der (Preisgeld)-Skala. Warum also unterstützt Erhardt sie ebenso enthusiastisch wie engagiert? ‚Na ja, da ist einerseits eine nun fast 40-jährige Begeisterung für den Sport und der Spaß an der Arbeit mit jungen Leuten. Und es ist auch eine Genugtuung, solche Dinge wie den Internet-Blog von Steffi aus dem Dezember letzten Jahres zu lesen‘, sagt Erhardt. Und sicher hätte er auch nichts dagegen, wenn sich eines der von ihm geförderten Talente einmal in das legendäre ‚Grüne Sakko‘ des Mastersiegers helfen lassen dürfte. Dadurch erlangt der Träger mit sofortiger Wirkung ein lebenslanges Teilnahmerecht an diesem großen Turnier in den USA – und bestimmt auch ein lebenslanges Sponsoring durch den Fitting-Experten aus Herzogenaurach.
Auf exklusiv-golfen.de findet Ihr ausgewählte Inhalte vom Golfmagazin ‘green’ – Das Magazin des Bayerischen Golfverbandes. Das Magazin (1. Ausgabe 2014) könnt Ihr hier online komplett als eMagazin lesen!
Text: Green