Er gehört zu den ‚Big Five‘, welche in den 80er-Jahren die Dominanz der Amerikaner bei Major-Turnieren und Ryder Cups gebrochen haben: Nick Faldo, Seve Ballesteros, Sandy Lyle, Ian Woosnam und eben Bernhard Langer. Er spielt noch immer auf der ganz großen Bühne des Golfs und hat nach eigener Aussage ‚2014 eines meiner besten Jahre überhaupt gehabt‘.
Bernhard Langer arbeitet härter als Evander Holyfield
Seit 2008 spielt er auf der Champions Tour gegen die besten Ü-50-Golfer der Welt. Nur einmal hat er die Geldrangliste in den Jahren verletzungsbedingt nicht gewonnen. ‚Mr. Consistency‚, ‚der Beständige‘, nennen sie ihn deshalb in den USA. Auf der europäischen Senioren-Tour, auf der er allerdings nur sehr selten spielt, ist er schlicht ‚der Boss‘.
Fran Pirozzolo wundert das gar nicht. Der angesehene Neuropsychologe und Mental-Berater, der mit dem New York Yankees und Evander Holyfield gearbeitet hat, sagt über Langer: ‚Ich werde oft gefragt, wer der härteste und zielstrebigste unter den Athleten ist, die ich betreue oder betreut habe? Die meisten erwarten dann natürlich den Namen Evander Holyfield. Tatsächlich aber ist es Bernhard, und das mit großem Abstand.‘
‚Wenn ich frustriert bin, esse ich Süßes, und wenn ich gut gespielt habe, dann auch.‘
Aber auch der so disziplinierte Langer hat seine kleinen Schwächen: ‚Nun ja. Grundsätzlich achte ich schon darauf, was ich esse. Nur selten rotes Fleisch, dafür Huhn und Fisch, auch wenn man da nicht mehr genau weiß, woher alles kommt. Sehr gern Gemüse und frische Salate.‘ Alkohol? ‚Fast gar nicht. Wenn überhaupt, mal ein Glas Rotwein. Dafür sehr viel Wasser.‘ Zucker? ‚Ja. Leider zu viel, weil ich bei Süß- oder Nachspeisen nur schwer widerstehen kann. Wenn ich frustriert bin, esse ich Süßes, und wenn ich gut gespielt habe, dann auch – quasi zur Belohnung. Das ist einer meiner großen Schwächen.‘
Für das GOLF MAGAZIN öffnete Langer erstmals seine privaten Räume. Auch hier ist das Thema Sport allgegenwärtig. Die Tischtennisplatte mitten im Wohnbereich wird allerdings weggeräumt, wenn Gäste kommen, Schlagzeug und Elektrogitarre von Sohn Jason bleiben – ebenso wie Familienhund Sparky. In der Garage reihen sich ausrangierte Schläger aus mehreren Jahrzehnten. Auffallend sind die vielen Putter mit ihren (zu) großen Köpfen. Bernhard Langer glaubt fest an die Aussagen der Bibel, liest in ihr jeden Tag. Mehrere Exemplare verteilen sich über die verschiedensten Räume.
‚Auf die British Open freue ich mich wirklich, zumal es meine letzte sein könnte.‘
Langer steckt mitten drin in der Vorbereitung auf die neue Saison. Eine Saison, in der er als früherer Sieger nicht nur beim US-Masters antritt, sondern als amtierender British-Senior-Champion auch bei der ‚richtigen‘ British Open in St. Andrews sowie der Players Championship in Sawgrass (beim ‚fünften Major‘ ist Martin Kaymer Titelverteidiger). Langer: ‚Auf die British Open freue ich mich wirklich, zumal es meine letzte sein könnte.‘ Auf St. Andrews dagegen nur bedingt, weil der ‚Old Course für mich inzwischen zu lang ist. Da habe ich, bei aller Erfahrung, keine Chance mehr gegen die Jungen, die bei jedem Schlag ins Grün drei oder vier Eisen weniger nehmen können‘.
Ein wenig ärgert es Langer, dass seine jahrelange Dominanz auf der Champions-Tour auf seine Fitness reduziert wird. Bernhard Langer: ‚Natürlich hilft es, wenn man auch auf dem 18. Grün körperlich und geistig noch gut beisammen ist. Entscheidend aber sind beim Golf immer noch die spielerischen Möglichkeiten. Davon muss ich wohl auch ein paar haben.‘
Wie lange aber will er, der in gut zwei Jahren 60 wird, überhaupt noch so intensiv spielen? Langer: ‚So lange drei Faktoren zusammenkommen: Ich muss gesund bleiben, sonst kann man eh nicht vernünftig spielen. Es muss richtig Spaß machen, und ich möchte weiterhin Erfolg haben. Das hängt ja irgendwie alles zusammen. Wenn ein oder zwei Faktoren nicht mehr stimmen, ist es Zeit, einzupacken. Oder wenn Gott mir sagt, ich solle demnächst etwas anderes tun als Golf spielen.‘
Die komplette Homestory mit beeindruckenden Fotos (Langer mit Fußball, Hanteln, beim Spinning und Joggen am Atlantik) erscheint im GOLF MAGAZIN, Nr. 3/2015, EVT: 25. Februar 2015