Golf-Physio-Trainer Sercan Ercetinkaya und der Sport-Mediziner Dr. med. Jürgen Sellmann (beide Golfer) haben sich zum Thema ‚Beschwerdefrei bis ins hohe Alter golfen‘ nicht nur Gedanken gemacht! Via Interview, Fallstudien, Verletzungsstatistik von Amateurgolfern und einer Checkliste für Golfer als Präventivmaßnahme zeigen beide Amateurgolfer, wie man sich vor Verletzungen beim Golfspiel schützt.
Unser Körper macht einen natürlichen Alterungsprozess durch: die Knochen, insbesondere die der Wirbelsäule und Hüfte, werden instabiler und durch Mineralverlust poröser. Die Knorpelschicht der Gelenke wird dünner, auch die Sehnen und Bänder verlieren an Elastizität. Die Muskelmasse eines Erwachsenen vermindert sich jährlich um ca. 0,5 Prozent, die maximale körperliche Dauerleistung sinkt zwischen dem 30. und 75. Lebensjahr um 30 Prozent. Daraus resultiert eine erhöhte Verletzungsanfälligkeit. Obwohl Golfen zu den eher verletzungsarmen Sportarten (0,03 Prozent) gehört, ist ein gewisses Maß an Fitness unerlässlich. Der Alterungsprozess kann durch das Training positiv beeinflusst werden.
Fünf Fragen vom Golf-Physiotherapeuten an den Golf spielenden Sportmediziner:
Golf-Physiotherapeut Sercan Ercetinkaya: Wie hat sich das Golfen für Sie durch das Älterwerden verändert?
Sportmediziner Dr. Jürgen Sellmann: ‚Natürlich kann ich nicht mehr so spielen wie noch vor 25 Jahren. Die Einschränkungen machen sich vor allem bei den einzelnen Schwungphasen bemerkbar. Ich merke einfach, dass meine Fitness und das Alter die limitierenden Faktoren sind. Den Spaß habe ich aber nicht verloren.‘
Golf-Physiotherapeut Sercan Ercetinkaya: ‚Wie haben Sie sich über die ganzen Jahre fit gehalten?‘
Sportmediziner Dr. Jürgen Sellmann: ‚Ich trainiere schon seit Jahren an Geräten, vor allem trainiere ich den Oberkörper, Rücken und die Beine. Zwischendurch fahre ich Fahrrad und schwimme viel, damit die Beweglichkeit weiterhin erhalten bleibt.‘
Golf-Physiotherapeut Sercan Ercetinkaya: ‚Wie würde Ihrer Meinung nach Ihr Golfspiel aussehen, wenn Sie sich über die Jahre nicht so fit gehalten hätten?‘
Sportmediziner Dr. Jürgen Sellmann: ‚Ich denke, dass ich dann nicht mehr die Beweglichkeit hätte, die ich jetzt habe. Es würden sich mehr Fehler einschleichen und die Beschwerden im Bereich des Schultergürtels wären immer schlimmer geworden.‘
Golf-Physiotherapeut Sercan Ercetinkaya: ‚Wie oft nutzen Sie die Physiotherapie und den Golf-Physio-Trainer?‘
Sportmediziner Dr. Jürgen Sellmann: ‚Ich habe regelmäßige physiotherapeutische Anwendungen, ca. 1-2 Mal pro Woche, und werde mindestens alle vier Wochen von meinem Golf-Physio-Trainer betreut. Dadurch haben sich meine Bewegungsabläufe sowohl beim Golfen, als auch im Alltag, deutlich verbessert.‘
Golf-Physiotherapeut Sercan Ercetinkaya: ‚Was würden Sie Amateurgolfern bezüglich der Prävention von Verletzungen hauptsächlich raten?
Sportmediziner Dr. Jürgen Sellmann: ‚Wie bei jeder Sportart sollte auch vor dem Golfen eine ausführliche Aufwärm- und Dehnungsphase durchgeführt werden. Besonders im Alter spielt dies eine immer wichtigere Rolle.‘
Häufigkeit der Verletzungsmuster bei Profis und Amateur-Golfern
Die Verletzungsstatistik bei den überlastungsbedingten Verletzungen der Haltungs- und Bewegungsorgane wird von den Amateur-Golfern angeführt. Amateurgolfer verletzen sich eher aufgrund technischer Defizite – am häufigsten, wenn sie jenseits der 50 sind und über ein gutes, einstelliges Handicap verfügen. Aufgrund ihres hohen Trainingsaufwandes ermüden ihre Muskeln – und daraus resultieren ihre Verletzungen. So muss ein Freizeitgolfer im Jahr durchschnittlich 5,2 Wochen verletzungsbedingt pausieren.
Wer als Seniorengolfer möglichst lange mit den ‚Jüngeren‘ mithalten oder auch nur möglichst lange verletzungsfrei Golf spielen möchte, wird nicht um ein regelmäßiges golfspezifisches Fitnesstraining herumkommen. Verschiedene Studien sind sich darüber einig, dass es niemals zu spät ist für den Aufbau von Muskelkraft und Ausdauer, sowie für eine Verbesserung der Beweglichkeit.
Fallbeispiel aus der Praxis
Herr Magnus ist 72 Jahre alt und hat mit 38 Jahren mit dem Golfsport angefangen. Seit fünf Jahren besucht er regelmäßig – zweimal wöchentlich – ein Reha-Zentrum. Dort nutzt er die Geräte im Sportraum und absolviert nach Anleitung der Physiotherapeuten ein Kraft- und Ausdauertraining. Herr Magnus war davor mit seinen Golf-Ergebnissen nicht mehr zufrieden, war in der Regel bei den letzten vier Löchern müde und fühlte sich kraftlos. Zusätzlich zum Kraft- und Ausdauertraining fährt Herr Magnus viel Fahrrad und macht zuhause Bodengymnastik.
Feedback von Herrn Magnus / Status Quo:
- Seine Kondition hat sich erheblich verbessert: er kann jetzt volle Runden spielen, ohne aus der Puste zu kommen.
- Seine Beweglichkeit im Rumpf- und Schulterbereich ist größer geworden: er kommt dadurch mit seinem Schwung besser zurecht.
- Er hat allgemein mehr Kraft: er hat dadurch jetzt längere Abschläge.
Immer mehr seiner Golffreunde (zwischen 60 und 75 Jahren) folgen seinem Beispiel, um den Wettkampf untereinander auch weiterhin spannend zu halten und um konkurrenzfähig zu bleiben.
Die nachfolgende Checkliste für jeden Golfer, unabhängig ob Profi oder Amateur, soll als Hilfe dienen, die regelmäßig notwendigen Präventivmaßnahmen nicht aus den Augen zu verlieren.
Eine konsequente Einhaltung der empfohlenen Golf-physiotherapeutischen Maßnahmen minimiert das Verletzungsrisiko und steigert das Wohlbefinden beim Golfen. Weitere Informationen zur Golf-spezifischen Physiotherapie und zur Checkliste finden Sie auf der Internetseite des SRC – Centrum für ambulante Rehabilitation unter www.src-mg.de. Dort werden zusätzliche Gesundheits-Tipps und Übungen als Download zur Verfügung gestellt.
Infos zu den Personen: Sercan Ercetinkaya ist Physiotherapeut, qualifizierter Golf-Physio Trainer und Mitglied im EAGPT (European Association GolfPhysioTherapy & GolfMedicalTherapy e.V.). Einer seiner Schwerpunkte liegt in der Betreuung und Behandlung des Golfsportlers nach Golf-physiotherapeutischen Aspekten. Dr. med. Jürgen Sellmann ist 79 Jahre alt und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Sportmedizin. Er war als Chefarzt in der Chirurgie des Krankenhauses Neuwerk und über 20 Jahre als Mannschaftsarzt bei VFL Borussia Mönchengladbach tätig.