Immer mehr elektronische Distanzmesser, die Golfern praktische Unterstützung auf dem Platz bieten können, erobern zunehmend den Markt. Besonders Spieler, die gern andere Plätze als nur den bekannten Heimatclub besuchen, sind begeistert über die technischen Möglichkeiten dieser kleinen Helfer. Und wer mit den Geräten umgehen kann, wird sogar andere Golfer durch schnelleres Spiel erfreuen. Bei aller Euphorie sollten aber die (Platz-)Regeln oder Turnierausschreibungen gründlich studiert werden, bevor der Entfernungsmesser gezückt wird – bei unerlaubter Benutzung droht sonst eine Disqualifikation.
Unterschiedliche Gerätekonzepte
Das Angebot ist breitbandig und es tauchen mitunter sogar Markennamen auf, die bisher eher unbekannt waren. Auch die Preisspanne ist groß: Auf 39,90 Euro für ein Billiggerät mit rein optischer Schätzung ohne technische Finessen und zweifelhafter Genauigkeit über satellitengestützte GPS-Entfernungsmesser im Armbanduhr-Design und vorrangiger Distanzangabe zum Grün per digitaler Zahlenangabe von 200 bis 300 Euro folgen die komfortabler ausgestatteten Modelle.
Die Handheld-Geräte in der Größe kompakter Smartphones enthalten schon fast kleine Birdiebooks mit farbigen Layouts der Spielbahnverläufe samt Hindernissen und eingeblendeter Entfernungsangaben. Mit Vielkanaltechnik arbeitende GPS-Empfänger sind hier schon ziemlich genau und zeigen die richtige Spiellinie zum Grün auch auf fremden Plätzen verlässlich an – für 300 bis 450 Euro teils sogar auf Golfplätzen weltweit.
Der Purist unter den Distanzmessern für Golfplätze, auch als Rangefinder oder Pinseeker bezeichnet, basiert auf einer Messung mittels eines schwachen Laserstrahls und erfreut sich ebenfalls wachsender Beliebtheit. Laserentfernungsmessern wird aufgrund der semiprofessionellen Technik die größte Genauigkeit nachgesagt, da hier eine echte Messung vom Ausgangsstandort auf dem Fairway direkt zur Fahne erfolgt. Die Preise bewegen sich bei diesen Geräten von 100 bis 600 Euro, die Präzision erhöht sich fast proportional zum Preis.
Die Anbieter sogenannter Apps, also kleinen Anwendungen für Smartphones, haben natürlich auch nicht vor dem Golfplatz teilnahmslos Halt gemacht. Wer einen Blick in die gerätespezifischen Marktplattformen wirft, wird schnell fündig und von kostenlosen bis hin zu kostenpflichtigen Apps überhäuft. Diese Anwendungen stützen ihre Anzeigen von Spielbahnen aber überwiegend auf die Satellitenansicht des bekannten Google Maps™-Kartenservice als eigentliche Quelle zur Vermessung. Nachteile daran sind die teils mangelnde Genauigkeit, teilweise auch bedingt durch nicht immer brandaktuelles Kartenmaterial, sowie die Notwendigkeit, während des Spiels immer eine aktive Datenverbindung am Smartphone aufrecht erhalten zu müssen.
Vieles ist erlaubt – nur nicht bei Turnieren
Der Blick in die Golfregeln stellt eines klar: Bei Turnieren oder Wettspielen dürfen Entfernungsmesser grundsätzlich nicht benutzt werden. Das ist Fakt und die Regel 14-3b lässt hierbei keinen Auslegungsspielraum. Die Strafe bei nicht zulässiger Verwendung eines solchen Gerätes, egal welcher Art, ist die Disqualifikation.
Es bleibt jedoch trotzdem die erlaubte Möglichkeit, diese Hilfsmittel bei Turnieren rechtmäßig einzusetzen. Sie greift dann, wenn die Wettspielausschreibung oder Platzregel des austragenden Golfclubs explizit erlaubt, dass solche Geräte auch bei Wettspielen verwendet werden dürfen – und nur dann.
Für diese Zulässigkeitsklausel hat der Deutsche Golf Verband (DGV) sogar eine recht detaillierte Hilfestellung zur Entscheidungsfindung publiziert, da inzwischen immer mehr Distanzmesser auf den Markt gebracht werden und zum Einsatz kommen sollen. Für Zweifler hat der DGV in diesem Dokument im PDF-Format sogar eine leicht verständliche Matrix eingebaut, um einfach feststellen zu können, ob das Hilfsmittel bei positiver Platzregel des Clubs erlaubt ist.
Das PDF-Dokument ist hier zu finden: DGV – Hinweise zur Nutzung von Entfernungsmessern
Als ganz wichtiges Detail wäre noch anzumerken, dass Anwendungen für Entfernungsmesser auf Smartphones grundsätzlich nie bei Turnieren zum Einsatz kommen dürfen. Grund dafür ist, dass diese multifunktionalen Telefone auch andere Umstände wie Temperatur, Windstärke oder -richtung, Geländesteigungen oder Neigungen anzeigen können. Hierbei ist es völlig unerheblich, ob diese Funktionen genutzt werden – schon das bloße Vorhandensein und die Möglichkeit einer Verwendung reicht aus.
Besitzer von reinen Laser-Entfernungsmessern können sich, trotz einer eventuell positiv lautender Platzregel, auch nicht einfach gedankenlos ihres High Tech-Gerätes bedienen. Wer nämlich mit einem Laser-Pinseeker die Distanz zur Fahne misst, muss sicher sein, dass dieses Gerät keine Neigungen oder Steigungen anzeigen kann. Bei den meist hochpreisigeren Lasern ist dieses Features nämlich teils vorhanden und somit auch nutzbar. Wie bei Apps für Smartphones läge auch hier ein Verstoss gegen die Regel 14-3 vor, die zur Disqualifikation führen würde.
Im Zweifel ist es also nie verkehrt, zur Sicherheit vor einem Turnier immer die Spielleitung zu befragen, ob der eigene Entfernungsmesser auch regelkonform benutzt werden darf.
Vor der Kaufentscheidung: Prioritäten setzen!
Wer meint, ein Distanz- oder Entfernungsmesser könnte das eigene Spiel positiv beeinflussen oder dem steten Trainingsfortschritt dienlich sein, sollte ruhig über einen Kauf nachdenken. Die Preise für ein solches doch längerfristig nutzbares Gerät liegen gerade mal im Bereich eines guten Marken-Drivers.
Wichtig ist aber die Entscheidung, für welche Einsatzzwecke der Distanzmesser angedacht ist. Soll er auch bei Turnieren Anwendung finden, müssen die oben einschränkenden Punkte beachtet werden, um keinen Regelverstoß zu begehen. Ist das Gerät nur für Solo-, Trainings- oder Privatrunden gedacht, kann natürlich auch auf die Applikationen für Smartphones zurückgegriffen oder ein Laser-Entfernungsmesser mit der Option zur Anzeige von Neigungen gekauft werden. Gerade bei den vielen verfügbaren Apps wird mitunter vergessen, dass ein Smartphone beim Spiel (fast) immer eine Datenverbindung via GPRS, Edge oder UMTS aufrecht erhalten muss sowie zusätzlich der GPS-Modus aktiviert ist. Das kostet einerseits reichlich an Akkukapazität, zum anderen eventuell auch bares Geld, wenn beim Mobilfunkprovider keine Daten-Flatrate gebucht ist.
Viele auf GPS basierende Geräte bieten zudem die Möglichkeit, auch die eigenen Schlaglängen zu messen. Das ist sehr praktisch, denn betreibt man das konsequent und oft, weiß man irgendwann ziemlich genau, wie weit etwa das Eisen 6 oder ein Holz 3 bei optimalem Treffmoment fliegen wird – was sich später bei bekannten Entfernungen zum gesetzten Ziel oder Grün sicher positiv auswirkt.
Bei den sich auf GPS-Messungen stützenden Geräten muss selbst entschieden werden, welche Form der Anzeige ausreicht oder gewünscht wird. Viele kompakte Distanzmesser in Form von Armbanduhren oder Quadern zeigen auf ihren kleinen Displays meist nur die Entfernungen zum Grün (Anfang, Mitte, Ende) an, bieten optional eine Schlaglängenmessung und unter Umständen auch die Kontur des Grüns mit Lage aus Anspielrichtung. Wem das ausreicht, sollte hier zugreifen. Kommt jedoch der Wunsch auf, sogar die gesamten Bahnlayouts angezeigt zu bekommen und das auch noch farbig, muss zu einem Handgerät etwas größerer Bauform gegriffen werden – was jedoch immer noch als kompakt gelten kann. Hier sind oft noch weitere Gimmicks wie Scorezählung, Aufzoomen des Grüns mit der Möglichkeit zur Markierung der tagesaktuellen Fahnenposition oder Setzen von eigenen Lay up-Zonen auf dem Fairway vorhanden.
Neu hinzugekommen im Produktportfolio einschlägiger Hersteller sind kombinierte Laser- und GPS-Distanzmesser als sogenannte Hybrid Laser GPS-Geräte. Neben der tagesaktuell genauen Messung zur Fahnenposition mittels des Lasers werden hier, per GPS-Unterstützung, auch Funktionen wie automatische Platz- und Locherkennung geboten oder mehrere Distanzangaben zum Grün geliefert.
Neueste Platzdaten: Alles dabei oder aufpreispflichtig?
Beim geplanten Griff zu einem GPS-Gerät ist als wichtiges Auswahlkriterium zu beachten: Wie viele und welche Golfplätze sind in der Datenbank des Herstellers für das avisierte Gerät verfügbar? Scheinen die Golfplatzdaten verlässlich ermittelt worden zu sein? Werden regelmäßige Updates geboten? Und vor allem: Sind diese Updates kostenpflichtig oder mit dem Kauf des Gerätes schon eingeschlossen?
Die bekannten Großanbieter werben mit einer Datenbank von meist über 30.000 Plätzen auf allen Kontinenten – oder, bei einer preisgünstigeren Gerätevariante, mit einer geringeren Zahl für bestimmte geografische Regionen. Meist lässt sich auf den Webseiten der Gerätehersteller schon vorher erforschen, welche der wohl zukünftig in Frage kommenden Golfplätze schon als vermessen im Lieferumfang enthalten sind.
Wichtig ist hier, ähnlich wie bei Navigationsgeräten für das Auto, gleich herauszufinden, ob Platzaktualisierungen vorhandener Spielwiesen oder auch komplett neuer Golfkurse kostenlos mit im Kaufpreis enthalten sind. Wer beim Kauf den richtigen Hersteller wählt, ist auf der sicheren Seite und kann das ganze (Geräte-)Leben lang auf die Datenbank zugreifen, um Up-to-Date zu bleiben. Es gibt jedoch auch Anbieter, die mit einer aufsteigenden Staffellösung – je mehr Plätze desto teurer – die Zahlung einer jährlichen Gebühr fordern, um stets frische Daten geliefert zu bekommen. Das kann sich schon mal auf regelmäßige 35 bis 50 Euro pro Jahr addieren.
Die benötigte Software für den heimischen Computer, um das kleine Wunderwerk der Technik mit aktuellen Golfplatzdaten zu füttern, ist allgemein hin kostenfrei herunterladbar. Üblich ist es, die Verbindung vom tragbaren Golfplatz-Computer zum großen Bruder mit einem USB-Kabel herzustellen – eine Onlineverbindung zum Internet wird aber immer vorausgesetzt. Dieses Kabel kann dann auch im Urlaub dazu benutzt werden, um einen schwächelnden Akku im Distanzmesser wieder aufzufüllen. Wird jedoch kein eigener Computer mitgenommen, muss darauf geachtet werden, dass zum Lieferumfang des Entfernungsmessers ein weltweit geeignetes Netzteil gehört oder zumindest gesondert beschafft werden kann.