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BMW International Open 2011: Interview mit Martin Kaymer

Als Martin Kaymer 2003 zum ersten Mal bei der BMW International Open abschlug, war seine Bilderbuchkarriere kaum vorherzusehen. Auf Einladung von BMW bestritt der damals 18-Jährige als Amateur sein erstes Profiturnier.  Bereits fünf Jahre später sollte er in München ausgerechnet bei der Jubiläumsauflage, der 20. BMW International Open, als erster Deutscher überhaupt gewinnen.


Voriges Jahr haben Sie von der US Open einen heftigen Jetlag mitgebracht. Wie sieht es nun aus?

Martin Kaymer: Dieses Jahr ist es ähnlich. Ich bin seit drei, halb vier Uhr wach gewesen, ich konnte nicht mehr schlafen und habe nur die Uhr angestarrt. Dann bin ich eben aufgestanden und kurz Joggen gegangen. Um sechs Uhr war ich hier auf der Driving Range, aber die war noch nicht geöffnet. Aber ich habe ein Stück Gras gefunden und dann ging’s los. Dieses ist ein sehr wichtiges Turnier für mich, gerade nach letzter Woche, als sich der Schwung nicht so gut angefühlt hat. Deshalb ist auch mein Trainer Günter Kessler hier. Wir haben heute Morgen fünf, fünfeinhalb Stunden Bälle geschlagen.

Sie sagten nach den US Open sinngemäß, dass Sie noch nie so schlechtes Golf gespielt hätten.

Kaymer: Ich habe wirklich nicht gut gespielt, aber ich habe den Score zusammengehalten, das war wichtig. Donnerstag und Freitag waren noch okay. Samstag – da hätte ich mir nicht gern im Fernsehen zugeschaut. Sonntag habe ich mehr Fairways getroffen, es war qualitativ etwas besser, aber nicht so, wie ich mir das vorstelle. Deshalb habe ich Günther angerufen und deshalb bin ich so früh auf die Driving Range.

Mit Ihrem kurzen Spiel waren Sie aber zufrieden?

Kaymer: Es war sensationell. Chippen, Pitchen, Putten – sehr gut. Wenn das kurze Spiel nicht gewesen wäre, hätte ich mit meinen Runden leicht im 80er-Bereich landen können.

Und für den Rest hilft jetzt Ihr Trainer?

Kaymer: Ich habe gestern noch mit Günter telefoniert, um schon einmal zu fragen, woran ich arbeiten soll. Denn er konnte heute noch nicht so früh hier sein, er wollte mit dem Auto fahren. Als er dann da war, hat er noch einmal ein, zwei Sachen überprüft. Vielleicht werden wir morgen nach dem Pro-Am noch einmal an ein paar Sachen arbeiten.

Video Martin Kaymer mit verrückten Golf Shots München;

Sie sagten eben, die BMW International Open ist Ihnen sehr wichtig, und natürlich haben Sie hier viele Fans. 2008 haben Sie ja bereits einmal gewonnen.

Kaymer: Es ist das einzige Turnier, das wir in Deutschland noch haben, es hat mit BMW einen der wichtigsten Sponsoren überhaupt auf der Tour. Hier noch einmal gewinnen zu können, wäre ein Traum. Ich möchte den Zuschauer etwas bieten, hoffentlich im letzten Flight wie 2008.

Mit Christian Donald haben Sie einen neuen Caddie. Kurioserweise ist er der Bruder des Weltranglistenersten Luke Donald. Eine dauerhafte Zusammenarbeit?

Kaymer: Er ist sehr gut in allem, was er macht. Beim Lesen der Puttlinie ist er ein Genie. Wir stehen unserer Zusammenarbeit sehr positiv gegenüber. Mal schauen, wie es weiter geht – wir haben uns drei Wochen Probezeit gegeben bis zur British Open. Aber es sieht sehr gut aus, wir kommen gut zurecht.

Noch einmal zurück zu Ihrem Schwung. Arbeiten Sie da an Veränderungen?

Kaymer: Vor dem Masters haben wir schon den Rückschwung geändert. Wir haben ihn etwas flacher gemacht, um auch mit den Hölzern den Draw spielen zu können. Wenn wir das hinkriegen, sind der Rest nur Einzelheiten.

Gibt es noch weitere Probleme, an denen Sie arbeiten?

Kaymer: Das sind keine Probleme, das sind nur Sachen, die ich verbessern möchte. Klar, ich war mit meinem Spiel Nummer eins der Weltrangliste. Aber ich weiß, dass es noch besser geht. Ich bin nicht zufrieden, solange ich weiß, dass ich noch besser Golf spielen kann. Solange ich das weiß, kann ich abends nicht ruhig schlafen.

Frage: Auf den ersten vier Plätzen der Weltrangliste stehen Europäer und plötzlich gewinnen Europäer auch ein Major nach dem anderen.

Kaymer: Alles hat angefangen mit Padraig Harrington und seinen Majorsiegen 2007 und 2008. Das hat uns anderen die Augen geöffnet, dass nicht nur Tiger Woods und Phil Mickelson die Majors gewinnen können, sondern auch wir.

Gibt es weitere Erklärungen?

Kaymer: Vielleicht trainieren wir mehr als die Amerikaner? Keine Ahnung. Viele sagen, es hat mit Tiger Woods zu tun, er ist eben das große Zugpferd der Amerikaner. Aber ich denke lieber über uns nach. Luke Donald, Lee Westwood – sensationell, was die spielen. Und letzte Woche Rory McIlroy… Ich war ja auch da. 16 unter Par auf dem Golfplatz – also ich sehe das nicht.

Der Hype um Sie ist hier in Deutschland logischerweise so groß wie bei keinem anderen Turnier. Jeder will etwas von Ihnen. Stört das?

Kaymer: Nein. Ich mache so viel, wie ich kann. Es ist das einzige deutsche Turnier. Es wäre schön, wenn wir so etwas wie einen Golfboom in Deutschland auslösen könnten. Und ich denke, wir haben mit mir eine ganz gute Chance dazu.

Letzte Saison waren Sie Jäger. Jetzt waren Sie ganz oben, als Erster der Weltrangliste, und sind ein Gejagter. Was sind die Unterschiede?

Kaymer: Meine Einstellung hat sich klar geändert. Seit dem Sieg bei der US PGA Championship weiß ich, dass ich jedes Turnier gewinnen kann. Der Glauben an sich und das Selbstvertrauen wachsen. Das ist der größte Unterschied.

Noch einmal zu Ihrem Caddie-Wechsel. Aus Ihren Äußerungen war heraus zu lesen, dass Sie unzufrieden mit der Arbeitseinstellung Ihres alten Caddies waren.

Kaymer: Nein, das war es nicht. Nach einer Zeit kommt eine Art… wie soll ich sagen, es ging nicht mehr wirklich nach vorn. Ich brauche jemanden an der Tasche, der mich motiviert, der mich pusht. Es war irgendwie jede Woche dasselbe. Ich brauchte einfach eine neue Motivation. Aber er hat keinen schlechten Job gemacht, um Gottes willen. Wir haben viele Turniere zusammen gewonnen, die US PGA und danach ja auch noch ein paar.

Könnte auch Ihr Bruder den Job dauerhaft machen, der Ihre Tasche ja schon ein paar Mal getragen hat?

Kaymer: Mein Bruder bräuchte ein paar Monate, um die nötigen Erfahrungen zu sammeln. Ich denke, dass er das hinbekommen würde. Aber das war bisher nie eine Option. Er macht sein Studium zu Ende, wir werden sehen, was er danach vorhat. Allgemein gesprochen ist es wichtig, dass die Persönlichkeiten zusammen passen.

Wie war Ihre Anreise von den US Open?

Kaymer: Sehr angenehm. Wir – sieben Spieler – hatten das Glück, einen BMW Firmenjet zur Verfügung gestellt zu bekommen. Die ersten zwei Stunden, da wird Wein getrunken, sehr viel gelacht – gerade mit Miguel Ángel Jiménez. Wir haben auch über die US Open gesprochen und uns für Rory McIlroy gefreut. Dann kehrte langsam Ruhe ein. Ich habe drei, vier Stunden geschlafen. Wie gesagt, es war sehr angenehm.

Wie beurteilen Sie das Startfeld der BMW International Open dieses Jahr?

Kaymer: Dustin Johnson zum Beispiel ist extra aus den USA herüber gekommen. Er hat mich vorher gefragt, was ich von dem Turnier halte. Was soll ich davon halten? Das ist natürlich ein Topevent für mich. Es hat wie immer ein sehr gutes Starterfeld. Mein Ziel ist es hier zu gewinnen, um wieder die Nummer eins der Weltrangliste zu werden.

Bedeutet das Turnier für Sie noch mehr, weil Sie inzwischen auch Botschafter der Marke BMW sind?

Kaymer: Das ist ein Privileg für mich, denn BMW ist eine Weltmarke. Das Engagement von BMW für den Sport allgemein und für unseren Sport ganz besonders ist enorm. Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen BMW und mir. Wir beide streben nach Perfektion und arbeiten täglich daran ihr näher zu kommen. Wie gesagt, es ist ein Privileg mit dieser Marke assoziiert zu werden.

Ab kommendem Jahr findet das Turnier im Wechsel zwischen Eichenried und Köln-Pulheim statt. Was halten Sie von dieser Entscheidung?

Kaymer: Auf der einen Seite ist es sehr gut, ich kann dann künftig in meinem Bett schlafen und meine Familie und Freunde sind dabei. Andererseits würde ich die Menschen hier vermissen, wenn das Turnier nur noch in Köln stattfinden würde. Für mich ist die Kombination aus beidem also perfekt.

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