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Hautalterung und Hautkrebs – Unterschätzte Risiken für Golfer: Interview mit Dermatologin Dr. Tatiana von Bayern

Gegen ,die Zeichen der Zeit’ kann man heutzutage vieles tun! Wenn die ersten Hautschäden vorliegen, kann der beste Dermatologe zwar reparieren, aber nicht ‚zaubern’. Dermatologin Dr. Tatiana von Bayern ist selbst begeisterte Amateurgolferin (Wittelsbacher Golfclub) und weiß, dass Golfer eine Risikogruppe in Sachen Hautalterung und Hautkrebs sind. Ein Interview über die größten Haut-Sünden, SOS-Tipps bei Sonnenbrand und wie man sich grundsätzlich schützen muss, um bis ins hohe Alter eine schöne Haut zu haben!

Dr. Tatiana von Bayern ist niedergelassene Ärztin mit eigener Praxis im Schloßpalais in München-Nymphenburg
Dr. Tatiana von Bayern ist niedergelassene Ärztin mit eigener Praxis im Schloßpalais in München-Nymphenburg

Was machen Golfer in Sachen Hautschutz auf dem Golfplatz grundsätzlich falsch?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Viele verzichten auf Sonnenschutz. Manche setzen sich ungeschützt der Mittagssonne aus. Bei anderen fehlt eine Kopfbedeckung, welche Kopfhaut und Ohren schützt. Aber auch die Handrücken sind eine gefährdete Region, entstehen hier vermehrt aktinische Keratosen (rötliche, auch hautfarbene raue oder schuppige Hautveränderungen), welche Vorstufen von weißem Hautkrebs sind. Viele vermeiden das Eincremen, damit der Golfgriff fest sitzt, doch man hat eine Verantwortung für sich selbst und es ist schlicht fahrlässig, wenn man als Golfer das Risiko Hautkrebs unterschätzt. Profigolfer wie Adam Scott, Laura Davies oder Fred Couples waren bereits wegen ‚Weißen Hautkrebs’ in Behandlung.’

Kommt der Weiße Hautkrebs von der Sonneneinstrahlung?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Ja, definitiv. Wenn man sich jetzt vorstellt, dass viele Golfer ungeschützt meist über vier Stunden am Stück Golfspielen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass genau diese Golfer an Hautkrebs erkranken könnten. Am Besten wäre es natürlich vormittags und am späten Nachmittag zu golfen. Eins muss man sich klar sein, egal ob schwache UVA-Strahlung oder die stärkere UVB-Strahlung: Wer ungeschützt in die Sonne geht beschleunigt auch die Hautalterung.’

Kann Hautkrebs bereits nach dem ersten Sonnenbrand entstehen?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Nein, in der Regel kommt der weiße Hautkrebs durch regelmäßige Sonneneinstrahlung. Schwarzer Hautkrebs hingegen durch familiäre Vorerkrankungen oder auch durch Sonnenbrände insbesondere in der Kindheit. Allerdings ist der weiße Hautkrebs die häufigste Krebsart, an welcher Menschen erkranken.’

Kann man als Laie Hautkrebs erkennen?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Die aktinischen Keratosen sind Vorstufen von einem bestimmten weißen Hautkrebs, dem spinozellulärem Karzinom. Man ertastet sie eher als dass man sie sieht. Es sind raue Stellen auf sonnenexponierten Arealen wie Ohrmuscheln, Nase oder (unbehaarter) Kopfhaut. Diese Stellen sind oft ein bisschen rötlich oder bräunlich. Je nach Ausprägung kann man diese Krebs-Vorstufen mit unterschiedlichen Methoden wunderbar behandeln.‘

Wie oft sollten Golfer zum Haut-Check-up?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Mindestens einmal pro Jahr.’

Gibt es Innovationen beim Haut-Screening?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Es gibt schon lange die Möglichkeit einer Video-Auflichtmikroskopie, d.h. man nimmt Muttermale mit einem Mikroskop auf und macht ein Foto, welches man archiviert. Beim einem späteren Besuch kann man so besser feststellen, ob sich in Form, Farbe und Begrenzung etwas signifikant verändert hat und ob man lieber ein Muttermal entfernen sollte.

Ganz neu ist das Gerät ‚Nevi Sens’, mit welchem ich auch in der Praxis arbeite. Dieses innovative Untersuchungsverfahren misst und analysiert Muttermale mittels elektrischer Impedanzspektrometrie und erkennt so Veränderungen in der Zellstruktur, Zellausrichtung, Zellgrösse und Zelltypen. Diese Zusatzinformationen sind sehr wertvoll bei der Melanomerkennung und unterstützen uns insbesondere in schwierigen Grenzfällen bei der Diagnosestellung.

Übernimmt eine solche Untersuchungen die Krankenkasse?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Die privaten Krankenkassen übernehmen in der Regel sowohl die Video-Auflichtmikroskopie als auch die elektronische Impendanzspektometrie.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen alle zwei Jahre ab dem 35. Lebensjahr einen Haut-Check-up, jedoch ohne zusätzliche Geräte. Oben genannte Zusatzuntersuchugen sind jedoch für Selbstzahler in der Regel erschwinglich und gut investiertes Geld. Ist jemand viel an der Sonne, sollte man auf jeden Fall einmal im Jahr die Haut vom Fachmann prüfen lassen.’

Haben Golfer also wirklich ein erhöhtes Hautkrebsrisiko?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Ja, genauso wie Segler und Bergsteiger.’

Sind denn Golfer mit Muttermalen oder vielen Leberflecken noch gefährdeter?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Ja, die Anzahl der Muttermale ist ein eindeutiger Risikofaktor für die Entstehung eines Malignem Melanoms (Schwarzer Hautkrebs). Bei Patienten, welche gleich mehrere Muttermale haben, ist die Wahrscheinlichkeit, ein Melanom zu entwickeln größer als bei Menschen, die keine oder nur sehr wenig Muttermale haben. Auch die familiäre Vorbelastung spielt hier eine wichtige Rolle.’

Wie kann man seine Haut perfekt für die Golfrunde schützen?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Es ist Geschmackssache, ob man lieber langärmlige Textilien trägt oder sich mit Sonnencreme eincremt. Auf jeden Fall empfehle ich, die Mittagssonne zu meiden. Wer das auf Grund einer Turnier-Startzeit nicht kann, sollte den Regenschirm als Sonnenschirm umfunktionieren und auch immer Schattenplätzchen bei Wartezeiten suchen. Unabdingbar ist natürlich die Kopfbedeckung für Alle! Den UV-Schutz sollte man eine halbe Stunde vor der Golfrunde auftragen, da manche Sonnencreme erst nach ca. 30 Minuten des Auftragens ihre Wirkung zeigt. Ganz wichtig ist das Nachcremen zum Beispiel ‚half way’, da die Sonnencreme durch Schwitzen ihre Wirkung verliert. Glücklicherweise gibt es mittlerweile viele nicht fettende Sonnenschutzprodukte auf ‚Gel-Basis’ auch in Form von Sprays sodass der Golfschläger trotzdem gut in der Hand liegt und nicht verrutscht.’

Welcher Lichtschutzfaktor empfiehlt sich für Golfer?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Im Hochsommer auf jeden Fall Lichtschutzfaktor 50. In den frühen Morgenstunden und auch abends benötigt man natürlich entsprechend weniger LSF. Am wichtigsten ist es, dass man keinen Sonnenbrand bekommt. Dieser führt zu Zellveränderungen und verursacht Gen-Mutationen in der Haut.’

Wie pflegt man sich nach der Golfrunde? Empfehlen Sie After-Sun-Lotions?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚In den ‚After-Sun-Lotions’ ist meistens Alkohol oder Minze, was kühlend wirkt, aber keinen weiteren Effekt wie Zellreparatur für die Haut mit sich bringt. Nach dem Duschen könnte man sich z.B. mit einer Pflegelotion eincremen, welche Dexpanthenol enthält.

Manchmal kann man einen ‚kleinen’ Sonnenbrand auf Wangenknochen, Dekolleté oder Nasenrücken nicht vermeiden. Haben Sie SOS-Tipps?

Dr. Tatiana von Bayern: ‚Einige! Zum Beispiel ein Gramm Aspirin einnehmen, das sind zwei von diesen Kopfschmerztabletten und äußerlich eine kortisonhaltige Creme anwenden. Das hilft in der Regel sehr schnell. Bei starkem Juckreiz können zusätzlich Antihistaminika eingenommen werden.

Wenn man allerdings Naturverfahren bevorzugt, kann man z.B. kühlende Umschläge oder ein Aloe Vera Gel anwenden. Diese kühlt sofort und wirkt entzündungshemmend.

Abschießend kann man sagen: UV-Schutz macht Sinn! Zur Phrophylaxe von Hautkrebs aber auch zur Vorbeugung von Falten insbesondere im Gesicht, Hals und Dekolleté.‘

Mehr Informationen findet man auf der Seite der Dermatologin!

Das Interview führten wir bereits 2017! Das Thema ist allerdings aktueller denn je, denn gerade bei dem Sahara-Sommer schützen sich Golfer zu wenig. Ich selbst (Yvonne Wirsing) hab mir bei unserem Jubiläumsturnier einen Sonnenbrand auf den Schultern geholt, obwohl ich nicht aufgeteet hatte!

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