Im Oktober 2020 zeigte Profigolfer Dustin Johnson leichte Symptome und wurde positiv auf Covid-19 getestet. Er sagte deshalb seine Turniere ab und ging in Quarantäne. Dann gewann er das Masters – nur einen Monat später – war das aus medizinischer Sicht zu früh?
Dr. Milan Dinic: „Nachdem er nur leichte Symptome hatte, passt sein Wiedereinstieg in den Sport zu den offiziellen Empfehlungen: Nach einem positiven Covid-19-Test sollten Sportler wenn sie leichte Symptome hatten, eine zwei- bis eher vierwöchige Sportpause einlegen. Um Risiken durch eventuelle Folgeschäden auszuschließen, hat er sicher einen internistisch-sportkardiologischen Check gemacht, bevor er zum ersten Mal wieder auf den Golfplatz gegangen ist. Davon gehe ich fest aus.“
Auch Donald Trump sieht man mittlerweile nur noch auf dem Golfplatz, nachdem er positiv getestet war. Sind Golfrunden aus kardiologischer Sicht nicht so anstrengend?
Dr. Milan Dinic: „Golf ist aus kardiologischer Sicht sehr gut. Golf ermöglicht ein Grundlagentraining. Es verbessert die Ausdauer, die Dynamik, die Koordination und die Konzentration – die mentale Fitness. All dies sind Komponenten für ein gesundes Training.“
Golf spielen nach Covid: Keine pauschalen Antworten möglich!
Kann man nach der Quarantäne sofort wieder auf die Driving Range?
Dr. Milan Dinic: „Nein. Dass die Quarantänezeit vorbei ist, heißt ja nicht, dass man wieder gesund ist und keine Folgeschäden davongetragen hat. Covid-19 verursacht eine systemische Entzündung der Gefäße – das bedeutet, das gefäßschützende Endothel wird befallen und Organe wie zum Beispiel Herz, Lunge und Niere können nachhaltig unbemerkt und geschädigt werden. Durch die Entzündung der Mikrogefäße erhöht sich beispielsweise auch das Risiko für Herz-Rhythmusstörungen und eine Herzmuskelentzündung. Um Risiken durch ein zu frühes Training zu vermeiden, empfehle ich nach einer Covid-19-Infektion – auch wenn man keine Symptome hatte – unbedingt eine internistisch-sportkardiologische Untersuchung durchführen zu lassen.‘
Ein milder Verlauf ist keine Garantie für Folgeschäden
‚Denn auf die Frage, wann man wieder trainieren darf, gibt es keine pauschale Antwort. Das ist ganz individuell und hängt auch von der körperlichen Ausgangssituation ab. Ich selbst hatte schon viele Sportler in der Praxis, bei denen die Covid-19-Infektion zu einer Herzmuskelentzündung geführt hat. Manche haben es gar nicht gespürt. Sie sind aber zu mir gekommen, weil sie beispielsweise bemerkt haben, dass sie ihre Leistung auch Wochen oder Monate nach der Infektion nicht wieder „gebracht“ haben, dass sie noch immer kurzatmig und schnell erschöpft sind. Ich habe festgestellt, dass viele Sportler sich nach einer Corona-Erkrankung gar nicht richtig erholen. Viele kommen auch nach sechs Monaten noch nicht an ihre vorherige Leistungsfähigkeit heran.
Wir Mediziner wissen noch so vieles nicht über diese neue Erkrankung. Klar ist aber: Ein milder Verlauf sagt nicht aus, dass nach ein paar Wochen wieder alles vorbei ist. Eine ausreichende Sportpause und eine Sporttauglichkeitsuntersuchung sind daher wirklich wichtig, um möglichst sicher – also mit geringstem Risiko – wieder trainieren zu können.“
Kann man Golfrunden mit einem Waldspaziergang vergleichen?
Dr. Milan Dinic: „Das wäre zu wenig. Im Gegensatz zu einem Waldspaziergang, welcher die Entspannung und die Ausdauer fördert, bietet Golf weitere Vorteile für die körperliche und seelische Gesundheit: Neben mehr Ausdauer verleiht das Golfen mehr Kraft und Energie, schult die Koordination und fördert die mentale Fitness.“
Wo können auf einem Golfplatz die Viren lauern?
Dr. Milan Dinic: „Im Country House und über Mitspieler natürlich.“
Ist man als Golfer resistenter gegen Infekte, weil man doch das ganze Jahr über 2 bis 4 x pro Woche Golf an der frischen Luft spielt?
Dr. Milan Dinic: „Golfen ist hervorragend geeignet, um das Immunsystem zu trainieren. Wer mehrmals pro Woche Golf spielt, ist weniger anfällig für Infekte, denn Golfen beinhaltet sämtliche gesundheitsfördernden Trainingskomponenten und findet zudem draußen statt, wo auch die Lunge optimal belüftet wird. Die körpereigene Abwehr wird dabei sehr gut gestärkt.“
Wer mehr zu einer Sport und Infekte wissen will, findet dazu ein Interview auf der Expertenseite!
Forschung an Münchner Klinik: Die Spätfolgen von Covid-19 sind weitreichender
Die Medizinische Klinik und Poliklinik I (Kardiologie) am LMU Klinikum München veröffentlichte vor kurzem wichtige Erkenntnisse, welche das Team in Zusammenhang mit dem Coronavirus sammeln konnte. Es sei eine Verbindung vorhanden, welche Veränderungen in den Lungengefäßen und Komplikationen thrombotischer Natur wesentlich wahrscheinlicher machen. Mehr zu den Spätfolgen von Covid-19 hier!