Mitte Juli schaut die Golfwelt nach Nordirland. Auf dem Dunluce Course des Royal Portrush Golf findet vom 18. bis 21. Juli die 148. Open Championship statt, außerhalb der Britischen Inseln besser bekannt als British Open. The Open ist das wichtigste und älteste Major der Welt, ein Ereignis das hunderttausende Fans vor Ort und Millionen in aller Welt live an den TV-Bildschirmen verfolgen. Sie alle wollen miterleben wie die besten Golfer der Welt um den berühmten „Claret Jug“ kämpfen. Die Rotweinkanne, die am Ende der vier Runden über 18 Löcher dem „Champion Golfer of the Year“ überreicht wird.
Was heute einen Millionen-Spektakel ist, begann bescheiden an einem Oktober-Tag im Jahr 1860 in Prestwick in der Grafschaft Ayrshire an der schottischen Westküste. An jenem Tag trafen sich in den Dünen am Stadtrand der Kleinstadt Prestwick acht Profis, um erstmals den „Champion Golfer of the Year“ zu ermitteln.
Der Anlass für das Turnier war ein trauriger: 1859 war Alan Robertson aus St. Andrews im Alter von nur 43 Jahren verstorben. Robertson war einer der ersten Golfprofis, die ihren Lebensunterhalt mit Wettspielen um Geld, als Golflehrer, Caddie sowie als Ball- und Schlägerhersteller bestritt. Er galt damals unbestritten als der beste Golfer der Welt, so gut, dass er nie verlor, wenn bei den Duellen um Geld gezockt wurde. Damals allerdings wurde ausschließlich im Lochspiel, also im Duell Mann gegen Mann gespielt.
Mit 25 Pfund Preisgeld begann ‚The British Open‘-Geschichte
Die Clubmitglieder des Prestwick Golf Clubs kamen deshalb auf die Idee, ein Turnier auszurichten, um den Nachfolger von Robertson als weltbesten Golfer zu ermitteln. Die Mitglieder stifteten damals £ 25 für einen roten Ledergürtel mit silberner Klammer und einer mit Ornamenten verzierten Silberschnalle. Der Gürtel wurde am Ende Willie Park aus Musselburgh um die Hüften gelegt, der das Turnier über 36 Löcher (3 x 12) am Ende mit 174 und zwei Schlägen Vorsprung vor Old Tom Morris gewann.
Es ist überliefert, dass die acht Profis die 36 Löcher mit einem Lunch im „The Red Lion“-Pub in Prestwick in viereinhalb Stunden absolvierten, Welten entfernt von den fünf Stunden und mehr, die heute Profis für 18 Löcher benötigen.
Ledergürtel statt ‚Claret Jug‘
Old Tom Morris gewann The Open vier Mal (1861, 1862, 1864 und 1867). Sein zweitältester Sohn Tommy, der als Young Tom Morris in die Golfgeschichte einging, gewann den Ledergürtel ebenfalls vier Mal. Erstmals triumphierte er 1868 im Alter von nur 17 Jahren und mit drei Schlägen Vorsprung vor seinem zweitplatzierten Vater.
Young Tom Morris gelang am 8. Loch in Prestwick das erste Ass oder Hole-in-one in der Geschichte der Major. Und am damaligen 1. Loch (574 Yards oder 525 Meter) das erste Albatross oder Double Eagle. Fast unglaublich, wenn man bedenkt dass Young Tom Morris mit einem Guttapercha-Ball, einem Ball aus kautschukähnlichem Material ohne Dimples spielte, der längst nicht so weit flog wie ein moderner Golfball, auf diesem Loch mit dem zweiten Schlag einlochte. Young Tom Morris, der im Alter von nur 24 Jahren verstarb, schaffte bei The Open von 1868 bis 1870 den Hattrick. Die Scorekarten seiner Siege und außergewöhnlichen Schläge werden im Archiv des Clubs aufbewahrt. Nach dem dreimaligen Sieg ging der „Red Moroccan Leather Belt“ in seinen Besitz über. Eine Kopie dieses Gürtels ist im Clubhaus ausgestellt.
30 Pfund für die erste Trophäe
Da keine Siegestrophäe mehr vorhanden war, fiel das Turnier 1871 aus. Im folgenden Jahr spendeten sowohl der Prestwick Golf Club als auch der Royal and Ancient (R&A) Golf Club of St. Andrews und die Honorable Society of Edinburgh Golfers aus Muirfield jeweils zehn Pfund für eine neue Trophäe, den Claret Jug, auf dessen Boden als erster Name 1872 der von Young Tom Morris eingraviert wurde.
Bis 1925 richtete Prestwick insgesamt 24 Mal The Open aus. Nur der Old Course in St. Andrews war häufiger Gastgeber dieses Majors, das nach der Neuordnung des Turnierkalenders seit diesem Jahr als letztes der vier Traditionsturniere ausgetragen wird. Doch Prestwick, dessen Platz 1882 von 12 auf 18 Löcher erweitert worden war, bot nicht mehr genug Raum für die vielen tausend Fans, die das Turnier verfolgten.
Prestwick zu klein für die vielen tausend Fans
Doch schon 1923 sprang ein zweiter Platz in Ayrshire ein: der Championship Course des Royal Troon Golf Clubs. Seitdem ist Troon regelmäßiger Gastgeber und steht nach wie vor auf der sogenannten „Rota“, der Liste der zehn Links Courses, auf denen aktuell die British Open ausgetragen wird. Insgesamt neun Mal traf sich die Weltelite in Troon, wo so berühmte Profis wie Bobby Locke, Arnold Palmer und Tom Watson siegten, und zuletzt der Schwede Henrik Stenson 2016 in einem epischen Duell den Amerikaner Phil Mickelson schlug.
Rund 40 km südlich von Troon liegt der weltberühmte Ailsa Course von Turnberry. Der Platz mit dem Leuchtturm war vier Mal Austragungsort der British Open, zuletzt 2009 als Tom Watson im Alter von knapp 60 Jahren erst im Stechen seinem amerikanischen Landsmann Stewart Cink unterlag. 1977 lieferten sich auf diesem Platz Tom Watson und Jack Nicklaus das berühmte „Duel in the Sun“, das Watson an einem herrlichen Sommertag an der schottischen Westküste am Schlusstag mit 65 zu 66 Schlägen gewann.
Sowohl Prestwick als auch Royal Troon und Turnberry stehen auf der „Must play“-Liste vieler Golfer aus aller Welt. Insgesamt rund 50 Plätze stehen wie die Open-Plätze Prestwick, Troon und Turnberry Greenfee-Spielern offen!
Text: Helma Scheffler