Masters in Augusta (dpa) – Eine der feinsten Golf-Adressen der Welt öffnet wieder ihr grünes, eisernes Eingangstor. Das am Donnerstag beginnende Masters lockt das Who is Who an Profis und Prominenten in den Augusta National Golf Club.
Beim ersten Major des Jahres geht es um Prestige, Preisgeld (10 Mio. Dollar) und ganz besondere Privilegien. Wer hier gewinnt, hat ein lebenslanges Zutrittsrecht. So wie Bernhard Langer. Der Anhausener durfte sich 1985 und 1993 das berühmte grüne Sieger-Jackett anziehen – und steht nun zum 33. Mal am Abschlag. Wenn er die knapp 300 Meter lange Magnolia Lane entlang fahre und in der Entfernung das Clubhaus sehe, dann bekomme er immer noch ein ‚einzigartiges Gänsehautgefühl‘, sagt Langer.
Im Gegensatz zu ihm hat Martin Kaymer noch keine großen Glücksmomente auf dem Par-72-Kurs im US-Bundesstaat Georgia erleben dürfen. Bei seinen acht Teilnahmen verpasste der Rheinländer fünfmal den Cut. Selbst als er 2011 als Weltranglisten-Erster antrat, war für ihn nach zwei Runden Schluss.«Ich werde es angehen wie jedes andere Turnier, auch wenn es ein Major ist», sagte der 31-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Wie in den Vorjahren spielte er am Dienstag mit Langer eine Proberunde. Obwohl Kaymer den trickreichen Platz mittlerweile selbst ganz gut kennt, ist er für jeden Tipp seines Mentors Langer dankbar.
Wie gut der Routinier in Augusta trotz seines Alters noch spielen kann, zeigte er 2014 mit Platz acht. Zwar habe er gegenüber der weitaus jüngeren Konkurrenz nicht mehr die Power bei den Abschlägen, räumt Langer ein. Andererseits verfügt der 58-Jährige über jede Menge Erfahrung. «Ich kenne bestimmte Fahnen-Positionen, die man anstreben oder auch lieber vermeiden sollte. Es ist sehr wichtig, die richtigen Punkte zu treffen, um eine Chance zu haben, ein paar Putts zu spielen», betonte Langer. Während er seit Jahren nichts an seiner Vorbereitung ändert, hat Kaymer umgestellt. Vor zwölf Monaten kam er nach zu vielen Turnieren ausgelaugt nach Augusta. Nun hat der zweimalige Major-Sieger in der Vorwoche pausiert und ist erst am Montag angereist.
Im Vorfeld wurden von den Experten weder Langer noch Kaymer zum Favoriten-Kreis gezählt. Stattdessen waren die Namen Jason Day, Jordan Spieth und Rory McIlroy zu hören. Letzterer beginnt mit Kaymer in der letzten Gruppe um 14:01 Uhr Ortszeit (20:01 MESZ). Dem Nordiren fehlt das grüne Jackett des Masters-Champions noch zum Grand Slam. Platz vier im Vorjahr war McIlroy’s bestes Ergebnis. Auch er hat seine Vorbereitung etwas verändert, zwei extra Turniere gespielt. Er sei mit seiner Form zufrieden und spiele sein bestes Golf, wenn er entspannt sei, sagte McIlroy. Deshalb wolle er «einfach rausgehen und Spaß haben.»
Das ist auch die Herangehensweise von Jason Day. Beim letzten Major, der PGA-Championship, stellte der Australier eine Marke auf, die nicht einmal Jack Nicklaus oder Tiger Woods gelang: Er gewann mit 20 Schlägen unter Par. «So wie ich die vergangenen anderthalb Jahre gespielt habe, denke ich, dass ich am Sonntag auf der letzten Neun eine Chance haben kann», meinte der Branchenprimus selbstbewusst. Die ganze Aufmerksamkeit der Amerikaner liegt auf Jordan Spieth. Im Vorjahr erinnerte der Texaner bei seinem Sieg an den jungen Tiger Woods. Der gewann 1997 – wie Spieth – mit 18 Schlägen Vorsprung und war ebenfalls 21 Jahre alt. Woods wird diesmal nach seinen Rückenproblemen fehlen. Obwohl er das Masters zuletzt 2005 gewann, galt er immer als Zuschauermagnet.
Von Heiko Oldörp, dpa