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Irmgard Badura: Bayerische Politikerin im Golftraining

Kein Publikum! Bitte ohne Störungen! Und mindestens eine Stunde lang allein mit der Trainerin auf einer etwas abseits vom Clubhaus gelegenen Übungswiese! Das sind die drei Wünsche und Bedingungen, unter denen sich Irmgard Badura einem für Sie völlig ungewohnten Sport annähern will. ‚Ehrlich gesagt habe ich Golf immer für etwas elitär und exotisch gehalten‘, wird sie später einräumen. Seit Mitte Oktober aber hat dieses Bild einige andere Konturen und Farben angenommen. Autor Friedrich Bräuninger war dabei!

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Reger Gedankenaustausch auf dem Grün (v.r.) : Irmgard Badura (Bayerische Behinderten-Beauftragte), Friedrich Bräuninger (Bayerische Medien-Golfer), Marko Urban (Büroleiter von Fr. Badura), Elizabeth Höh (Trainerin Aschheim), Jochen Hornig ( Geschäftsführer Golfpark München-Aschheim). Fotocredit: Huber

An einem Mittwoch im Oktober hat der Golfpark-Aschheim vor den Toren Münchens die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung zu einem ungewöhnlichen Termin eingeladen. Sie möge unter feinfühliger Anleitung der spezialisierten Trainerin Elizabeth Höh einmal persönlich probieren, erleben und bewerten, was es mit dem Golfsport und seiner besonderen Eignung für Menschen mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen auf sich hat.

‚Schon beim dritten Versuch hat sie den Ball sauber getroffen‘, schwärmt Elizabeth Höh über das sportliche Talent ihrer Schnellkurs-Schülerin. Die freut sich zwar über das Lob, bleibt aber bescheiden und ist schon von Haus aus wohlüberlegt distanziert. ‚Ich finde das gar nicht mal so außergewöhnlich‘, beschreibt die hochgradig sehbehinderte Irmgard Badura ihr Abschlag-Gefühl, ‚viel reizvoller als diese Treffmoment-Rückkoppelung empfinde ich das Blopp-Geräusch, wenn ich höre, wie die weiße Kugel beim Putten ins Loch fällt‘.

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Feinfühlige Anleitung: Trainerin Elizabeth Höh mit Golfsport-Schülerin Irmgard Badura, Fotocredit: Huber

Doch Golf ist mehr als das finale Einlochen. Flüssige Schwung-Bewegung, Rhythmik und Balance, volle Konzentration und gutes Koordinationsvermögen – diese wesentlichen Qualitäten des Golfsports will Elizabeth Höh von Frau zu Frau auf dem Aschheimer Übungsgrün hautnah vermitteln. Und das alles in freier Natur und ohne jede Hektik oder gar sportlichen Kampf. Durchaus erstaunt nimmt Irmgard Badura zur Kenntnis, dass eine gewöhnliche Golfrunde rund vier Stunden dauern und eine Strecke von über 10 Kilometern messen kann. Was diesen Schnupperkurs aus Sicht der auf gesundheitlich gehandicapte Menschen ausgerichteten Proette Elizabeth Höh so angenehm und freudvoll macht: die Offenheit und das ausgeprägte Interesse der bayerischen Behinderten-Beauftragten. Sie hört zu, nimmt teil, stellt kritische Fragen und kommentiert. Die leidenschaftliche Tandem-Radlerin will, daß sich etwas bewegt. Natürlich in die richtige Richtung.

Wie wohlwollend und positiv Irmgard Badura solche Aktionen und Aktivitäten á la Aschheim zum Nutzen der Menschen mit Behinderung begleitet, hatte die studierte Politikwissenschaftlerin erst kürzlich bewiesen. Ohne großes TamTam hatte sie sich dafür stark gemacht, dass die ‚1. HVB Internationalen Bayerischen Meisterschaften für Golfer mit Behinderung‚ durch eine prominente Grußbotschaft der bayerischen Sozialministerin Emilia Müller zusätzlichen Glanz bekamen. Diese Turnier-Premiere im fränkischen Maria-Bildhausen wurde zu einem beachtlichen Erfolg, der im kommenden Jahr seine Fortsetzung finden soll. Jochen Hornig, Chef des Golfparks München-Aschheim, ist bereits mit dem Bayerischen Golf Verband (BGV) im Gespräch, um dieses Turnier auszurichten. Auch so genannte ‚Inklusionsturniere‘ von Sportlern mit und ohne Behinderung stehen für 2015 fest auf Hornigs Agenda. Der Geschäftsführer sieht beim Thema ‚Golf & Gesundheit‘ noch großes Potenzial.

Ebenso wie Irmgard Badura werten es Hornig und Höh als großen Fortschritt , daß Golf erst jüngst in die Empfehlungsliste des bayerischen Behinderten-Sportverbandes aufgenommen wurde (www.bvs-bayern.com). Die Behinderten-Beauftragte der Regierung hat nun bei ihrer Visite in Aschheim einen Konzeptentwurf angeregt, wie die Weiterqualifizierung der Golftrainer auf die besonderen Erfordernisse von Menschen mit Behinderung vorangetrieben werden kann. Auch in Sachen Barrierefreiheit hat sie ihre Netzwerk-Unterstützung angeboten und bereits den Kontakt zu den Spezialisten der Beratungsstelle barrierefreies Bauen der Bayerischen Architektenkammer hergestellt.

Aus Baduras Schnupperkurs-Stunde wurden dann doch zwei Stunden, ehe sie wegen der nächsten Termine auf die Uhr schaut. Sie muss sich für heute verabschieden, aber allen auf diesem abgelegenen Teil der Aschheimer Übungswiese ist klar, dass man sich wiedersehen und den Ziel führenden Gedankenaustausch in Sachen ‚Golf für alle‘ fortsetzen wird. Und dafür, soviel lässt sich nach Irmgard Baduras Besuch festhalten, muss man nicht unbedingt mit dem Golf-Virus infiziert sein.

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