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Bernd Ritthammer fährt privat Elektrotrolley

Bereits mit drei Jahren hielt Ritthammer das erste Mal einen Golfschläger in der Hand. Daraus wurde eine große Leidenschaft, die bis heute anhält. Die bisherigen Karriere-Höhepunkte des Nürnbergers mit Wohnsitz München waren mehrere Top Ten-Platzierungen auf der European Tour und die 2016er Siege beim NBO Finale, der Dänemark Challenge und der Volopa Irish Challenge, was bis dato kaum einem Spieler gelungen ist.

Bernd Ritthammer. Fotocredit: Mike Meyer
Was man auf diesem Bild nicht sieht: Bernd Ritthammer hat seit Jahren einen JuCad Elektrotrolley. Fotocredit: Mike Meyer

Am Freitag, 23. Februar 2018 (14 bis 15 Uhr) kann man am JuCad-Messestand (Standnummer: C03) den sympathischen Golf-Profi live erleben, Tipps einholen und sich ein Autogramm oder Selfie sichern! Seit Jahren geht er ohne seinen Elektrotrolley nicht aus dem Haus: ‚Mein JuCad Titan Caddy leistet mir auf meinen Trainingsrunden gute Dienste! Auch für unterwegs ist die hervorragende, platzsparende Reisegröße meines JuCad’s ideal.‘

Auf den Golftagen München 2018 plauderte er mehr aus dem Nähkästchen!

Bernd Ritthammer: Höhen und Tiefen eines Golfprofis

Bernd Ritthammer war einer der jüngsten und einer der vielversprechendsten deutschen Golfprofis, doch dann kamen ihm die eigenen Nerven dazwischen. Der 26-Jährige hatte 2013 sein Umfeld neu aufgestellt – und arbeitete noch einmal am Durchbruch. 2012/2013 galt er als größtes Deutsches Golftalent – bis er an seinen Nerven scheiterte.

Bernd Ritthammer im Interview mit Autorin Kathrin Steinbichler. Der Original-Artikel erschien im ‚green‘ – Golfmagazin des Bayerischen Golfverbandes im Jahr 2013.

München ist die neue Wahl-Heimat von Bernd Ritthammer. Fotocredit: Jürgen Hasenkopf für green

Unter den Mails, die Bernd Ritthammer mit seinem Mobiltelefon versendet, steht eine Zeile, die keine Zweifel offen lässt. ‚Bernd Ritthammer – Golf Playing Professional‘ steht da, und so ist es auch: Der gebürtige Nürnberger lebt vom und für den Golfsport. Aber so einfach wie diese wenigen Worte ist es nicht. Ritthammer ist Golfprofi, das schon. Aber er will nicht irgendeiner sein. Er will ein richtig guter sein. Er weiß, dass er dazu einiges ändern muss, in erster Linie sich selbst. Oder besser: seinen Kopf. Der nämlich ‚war das Problem im vergangenen Jahr‘, stellt Bernd Ritthammer trocken fest.

Der 26-jährige Franke galt lange Jahre als einer der vielversprechendsten deutschen Golfer, mit 25 schlug er auf der European Tour ab, der ersten Liga des europäischen Profigolfs. Mit 26 war der Höhenflug schon wieder vorbei. Ritthammer konnte sich nicht behaupten, verlor die Tourkarte und muss nun seit diesem Jahr wieder auf der zweitklassigen Challenge Tour antreten.

Wo er jetzt steht in seiner Karriere? Ritthammer lacht: ‚Ich bin kein Jungspund mehr, aber ich bin immer noch im Aufbau. Da ich früh angefangen habe, bin ich jetzt in meinem siebten Jahr als Profi‘, zählt er auf, ‚ich bin also kein Anfänger mehr, ich würde mich aber auch nicht als alten Hasen bezeichnen. Ich bin irgendwo zwischendrin und hoffentlich auf dem Weg in die richtige Richtung.‘ Bernd Ritthammer hat sich entschieden, wieder nach vorne zu blicken. Und zwar nicht nur im Sport.

‚ICH BIN KEIN ALTER HASE, EHER SO ZWISCHENDRIN, ABER AUF DEM RICHTIGEN WEG.‘

Im Dezember will er von Gunzenhausen mit seiner Freundin Sarah, einer Physiotherapeutin, nach München umziehen. Erst einmal ‚auf Probe‘, sagt er, ‚wir wohnen ja schon relativ lange auf dem Land‘. Doch eigentlich ist er fest entschlossen, ‚in München ist das Angebot für mich als Golfprofi einfach besser‘. Es gibt ein breites Angebot an Golfplätzen im Speckgürtel der Stadt, der Flughafen ist in der Nähe, mehr braucht Ritthammer nicht. ‚Wir versuchen das jetzt mal für ein, zwei Jahre und sehen, wie es uns gefällt.‘

So viel Zeit hat er sich auch gegeben, um wieder den Anschluss zu schaffen an die europäische Elite, nachdem er im vergangenen Jahr den ersten Rückschlag seiner Karriere hinnehmen musste. Es war ‚eine harte Erfahrung‘, sagt er, aber er ist überzeugt: ‚Für irgendwas wird sie gut sein.‘ Zumindest hat sie ihm geholfen, sich und sein Leben neu zu sortieren. Denn ‚plötzlich ging es für mich nicht mehr nur aufwärts, sondern einen Schritt zurück‘, sagt Ritthammer.

Profigolfer mit 17

Mit drei Jahren fing er mit Golf an, als er mit 17 Profi werden wollte, bestanden die Eltern darauf, dass er erst noch am Gymnasium in Dinkelsbühl sein Abitur macht. Sobald er es in der Tasche hatte, entschied sich Ritthammer für die Profikarriere: Mit einem Handicap von +2.3 gehörte er ohnehin zu den besten Deutschen. 2009, drei Jahre nach seinem Abitur, führte Ritthammer die Rangliste der EPD Tour an, was ihm einen Startplatz bei der Challenge Tour sicherte. Weitere drei Jahre später hatte er sich die Tourkarte für die European Tour, die höchste Turnierkategorie in Europa, erspielt.

‚Bis 2011 ging es eigentlich immer stetig voran mit meiner Karriere‘, erinnert sich Ritthammer, aber ausgerechnet in dem Moment, in dem er dachte den Durchbruch geschafft zu haben, kam der Rückschlag: Gleich im ersten Jahr auf der Tour gelang ihm nur wenig, am Ende des Jahres 2012 hatte er die Startberechtigung für die European Tour schon wieder verloren. Der Grund? ‚Das war Kopfsache‘, sagt er. ‚Wenn es nicht so gut läuft, fängt man an, nach hinten zu denken. Da geht es irgendwann nur noch darum, ob man wohl den Cut schafft, um die zwei Finaltage spielen zu können, oder nicht. Das beschäftigt einen und setzt unter Druck. Aber dieses Denken führt eher dazu, dass man verkrampft und eben nicht gut spielt‘, erklärt Ritthammer.

Vergangenen Winter besprach er sich oft und lang mit Wilfried Buchmeier, der als Sportpsychologe des Bayerischen Golfverbands schon viele Jahre immer wieder mal mit ihm arbeitet. ‚Das Schwierige im Golf ist, keine schlechten Gedanken zuzulassen. Bei mir aber waren sie da, ich war vom Kopf her einfach noch nicht gerüstet für die Situation. Ich habe mich nur noch damit beschäftigt, dass ich den nächsten Cut schaffen muss, anstatt mich mit meinem Golf zu beschäftigen.‘

Als Ritthammer das feststellte, veränderte sich seine Sicht. ‚Ich habe festgestellt, dass eigentlich nicht so viel falsch ist, was ich mache, ich aber meine Einstellung zu meinem Golf ändern muss.‘ Im Nachhinein freut er sich natürlich nicht über die Rückstufung, aber ‚ich denke, auf Dauer ist es gut für mich, dass ich diese Erfahrung gemacht habe‘, sagt er. Ritthammer weiß, er wird daran wachsen.

Davor aber hat er erst einmal die Zusammenarbeit mit seinem Management aufgekündigt. ‚Ich brauche momentan kein Management‘, sagt Ritthammer, ‚ich habe derzeit keine großen Termine oder Partner. Nicht als Spieler auf der Challenge Tour.‘ Außerdem war da dieses Gefühl, sagt Ritthammer, das ihn zu einem radikalen Entschluss brachte: ‚Ich wollte nach dem vergangenen Jahr einfach einen Schlussstrich ziehen und den Reset-Knopf drücken. Ich wollte alles, was nicht unbedingt nötig ist, aus meinem Umfeld haben und mich nur auf meine Leistung konzentrieren. Ich muss erst einmal wieder gut spielen, danach sortiert sich der Rest auch wieder.‘

Momentan erledigt sein Vater Gerd die Buchungen für die Flüge und die Hotels. Er macht auch alle Abrechnungen und erledigt die Steuer. ‚Er nimmt mir die lästige Büroarbeit ab‘, sagt Ritthammer, ‚da bin ich auch sehr froh drum.‘ Die Golfschläger aber trägt der Vater nicht mehr für seinen Sohn. Nach drei Jahren als Caddie und mitreisender Organisator bleibt der 53-Jährige jetzt bis auf Ausnahmen zuhause in Franken. ‚Mein Team ist derzeit sehr überschaubar‘, sagt Ritthammer und lacht wieder, ‚das besteht eigentlich nur aus mir.‘

‚ERSTMAL WIEDER GUT SPIELEN, DANACH WIRD SICH AUCH DER REST SORTIEREN.‘

 

Ritthammer verdiente auf der Challenge Tour 2013 etwas mehr als 34.000 Euro. Dazu kommen noch die über 21.000 Euro, die ihm seine beiden Starts auf der European Tour eingebracht haben. Unterm Strich ist das ’nicht schlecht, aber auch nicht total gut‘, weiß er. Die Northern Ireland Open Anfang September beendete er jüngst mit auf dem fünften Rang, bis zu seinem letzten Turnier Anfang November sieht es gut aus, dass er dann sein Minimalziel in diesem Jahr erreicht hat: Als einer der besten 45 der Tour hat er sich eine gute Ausgangsposition fürs nächste Jahr erspielt, auf die Qualifying School für die European Tour will er noch verzichten. ‚Vielleicht war das letzte Jahr dafür gut, dass ich gemerkt habe, was noch fehlt, um am nächsten Schritt zu arbeiten.‘

Bernd Ritthammer hat gelernt, sich und seinem Spiel Zeit zu geben. So wollen er und seine Freundin es nun auch bei der Wohnungssuche in München halten. Zwei bis drei Zimmer mit rund 70qm im Norden von München sollen es sein, doch der Münchner Wohnungsmarkt ist umkämpft. ‚Wir dürfen uns nicht verrückt machen und müssen einfach die Ruhe bewahren‘, sagt Ritthammer. So, wie er das jetzt auch auf dem Golfplatz versucht. 

Text: Kathrin Steinbichler

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