Monoskifahrer Martin Braxenthaler ist 10-facher Goldmedaillen-Gewinner bei Paralympischen Spielen. Autor Derk Hoberg hat ihn für uns getroffen. Im Interview spricht der gebürtige Traunsteiner über seinen Werdegang als Sportler und wie er heute als Laureus-Botschafter körperbehinderte Kinder mit Hilfe Golfprojektes KidSwing unterstützt.
Martin, Sie unterstützen körperbehinderte Kinder mit der Laureus Sport for Good-Stiftung. Wie sind Sie selbst zum Leistungssport gekommen?
Martin Braxenthaler: Bei mir ist der Hintergrund natürlich ein ganz anderer, als bei den meisten Leistungssportlern. Ich bin in Traunstein aufgewachsen, war in meiner Jugend ganz normaler Breitensportler. Skifahren, Radfahren, alles was man in dieser schönen ländlichen Region machen kann, habe ich als Hobby gemacht. Mit 22 Jahren bin verunglückt, seither querschnittsgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. In der Rehabilitation in Murnau musste ich lernen, mit meinem neuen Leben umzugehen. Da absolvierte ich verschiedene Reha-Übungen, aus denen sich die Motivation für den Sport entwickelt hat. Dass ich beim Mono-Skifahren gelandet bin, hatte dann aber einen ganz einfachen Grund: Ich wollte mit meinen Kumpels genau wie früher wieder Skifahren gehen. In einem Kurs habe ich das dann recht schnell gelernt, hatte Talent und wurde rasch zu einem Lehrgang vom Bayrischen Skiverband eingeladen.
Das klingt nach einer ganz normalen Jugend, ohne intensives Leistungssport-Training…
Martin Braxenthaler: Ja. Das zeigt aber auch, dass man nicht immer frühzeitig die endgültigen Weichen für das Leben stellen muss. Mit der nötigen Lockerheit, mit Offenheit, aber auch mit der richtigen Einstellung und der nötigen Konsequenz kann man auch später noch den richtigen Weg einschlagen, auch wenn es früher einmal in die falsche Richtung ging.
Solche Erfahrungen wollen Sie in ihrem Laureus-Projekt KidSwing an Kinder und Jugendliche weitergeben?
Martin Braxenthaler: Bei KidSwing handelt es sich ja in erster Linie um ein Golf-Projekt. Da ich regelmäßig Golf spiele und selbst ein körperliches Handicap habe, kann ich den Kindern – neben diesen grundlegenden Lebenserfahrungen – den Golfsport sehr gut vermitteln, ihnen sagen, worauf es ankommt.
Wo liegt denn der Schwerpunkt des Projektes?
Martin Braxenthaler: Bei Kids Swing sollen Kinder mit Behinderung mit dem nötigen Spaß an der Sache das Golf spielen erlernen. Wir arbeiten dabei mit der Münchner Landesschule für Körperbehinderte zusammen. Gespielt wird auf der GolfRange Brunnthal, wo wir mit Jonathan Lush einen sehr engagierten Golf-Pro haben, der die Kinder unterrichtet. Letztlich sollen die Kinder über den Golf-Sport lernen, Kraft und Emotionen in Zaum zu halten, mit Erfolg und Misserfolg umzugehen sowie ihre gesellschaftliche Integration vorangetrieben werden.
Wie gut ist Golf spielen denn aus medizinisch-therapeutischer Sicht für die Kinder?
Martin Braxenthaler: Eine koordinierte Bewegung zu schulen, hat noch niemandem geschadet, auch gesunden Menschen nicht. Beim Golf-Spielen bewegt man sich ohne Zwang und Schmerz, deshalb eignet sich dieser Sport ganz besonders für Körperbehinderte. Bei Kindern, die im Rollstuhl sitzen, hat man den Zusatznutzen, dass durch die Bewegung auch das Herz-Kreislauf-System und der Stoffwechsel angeregt werden. Wir nutzen Golf-Rollstühle von Otto Bock, die eine integrierte Aufstehfunktion haben. Dadurch kommt man in die aufrechte Position und kann seinem Gegenüber auch mal wieder in die Augen schauen und muss die Welt nicht immer von unten betrachten.
Muss man sich einen solchen Golf-Rollstuhl selbst anschaffen?
Martin Braxenthaler: Im Projekt haben wir zwei dieser sogenannten ParaGolfer, die von Laureus zur Verfügung gestellt werden. Damit kommen wir eigentlich gut zurecht, so dass wir dieses Projekt weiterhin aufrechterhalten können.
Wie oft müssen Sie denn den Kindern von Ihren paralympischen Erfolgen berichten?
Martin Braxenthaler: Das ist unterschiedlich, natürlich interessiert das immer wieder einige Kinder und dann erzähle ich es ihnen auch gerne. Aber die Hauptsache ist, dass wir zum Golf spielen kommen.
Autor: Derk Hoberg
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