Das Wetter war nicht berauschend! Ein schlechter Start an zwei Tagen und doch hat es Brian Harman bei seiner achten ‚The Open‘-Teilnahme endlich geschafft. Nach der Scottish Open sagte er einmal, dass Schottland das schlechteste Wetter der Welt hat. Auch in dieser Woche war durch Starkregen Weltuntergangs-Stimmung. Doch der 36-Jährige Amerikaner hat die The Open Trophäe Claret Jug gewonnen. Es macht deutlich, dass beim Golf alles passieren kann. Bei vier seiner ersten fünf Open-Starts verpasste er den Cut. 2022 kam er auf Platz 6. Was hat sich geändert, dass er sein Spiel auf einem Links-Course so signifikant verbessern konnte?
Seit 2017 mehr Top-10-Platzierungen als jeder andere
Ob er von seinem The Open-Preisgeld einen neuen Pfeilbogen kauft, fragte ihn in der Pressekonferenz gleich Mike Woodcock, Head of Corporate Communications bei der R&A, welcher das Gespräch moderierte. Harman ist Bogenschütze – ein Ausgleich zum Golfsport!
Brian Harman: ‚Ich bin ein Bogenschütze. Ich hatte vor ein paar Wochen eine gute Woche und habe einen neuen Traktor für meinen Trainingsplatz gekauft. Also werde ich nach Hause gehen und in den nächsten Wochen Gras mähen, ich freue mich darauf.‘
Was für ein Traktor bestellt sich ein Berufsgolfer und für was?
Brian Harman: ‚Ich habe ihn noch nicht gesehen. Er ist bestellt. Es ist ein 105 PS Kubota Traktor in orange, und er wird hübsch sein. Wir haben etwa 25 Hektar Futterpflanzen, aber es sind etwa 40 Hektar, die gemäht werden müssen.‘
Wohin geht es für ihn direkt nach The Open?
Brian Harman: ‚Meine Familie ist in einem Ferienhaus im Norden von New York, also werde ich morgen Abend dorthin gehen und drei Tage mit meiner Familie verbringen. Wir werden zum Beispiel angeln.‘
Was war dieses Jahr anders beim Publikum?
Brian Harman: ‚Der viele Applaus war hier immer großartig, egal in welcher Situation. Aber da jeder einen Regenschirm halten musste, war es für alle enorm schwer zu klatschen. Trotzdem waren die Fans unglaublich. Ich ziehe meinen Hut vor ihnen. Die Tribünen waren voll.‘
Sie haben eine unglaubliche Final-Runde gespielt. Zu welchem Zeitpunkt fühlten sie es, dass Sie definitiv die Open gewinnen könnten?
Brian Harman: ‚Ehrlich gesagt habe ich erst daran gedacht, zu gewinnen, als ich den Ball auf dem 18. Grün hatte.
Gab es einen besonderen Schlag, der Ihnen Sicherheit verliehen hat? An den ersten beiden Tagen lief es ja nicht so optimal!
Brian Harman: ‚Ja, das Par-3, Loch 6, ich habe einen wirklich guten 5-Eisen-Schlag gemacht. Ich habe den Ball so hingelegt, um ein Birdie zu schaffen.‘
Sie haben zu Beginn der Woche darüber gesprochen, dass Sie sich fragen, warum Sie in Ihrer Karriere nicht öfter gewonnen haben, und dann haben Sie eine wirklich großartige Leistung hier auf dem Linksplatz gezeigt. Was war passiert?
Brian Harman: ‚Ich habe immer an mich geglaubt, dass ich so etwas erreichen könnte. Aber wenn es so viel Zeit in Anspruch nimmt, ist es schwer, nicht Zweifel zu bekommen, vielleicht gewinne ich nie wieder.
Ich bin 36 Jahre alt. Das Spiel wird jünger. Alle diese jungen Leute kommen und schlagen den Ball viel weiter, und sie sind alle bereit zu gewinnen. Wann werde ich wieder dran sein?
Es war schwer damit umzugehen. Ich glaube, jemand hat erwähnt, dass ich seit 2017 mehr Top-10-Platzierungen als jeder andere hatte, also gab es viele Momente, in denen ich dachte: Verdammt, Mann, ich hatte diese Chance, es hat aus irgendeinem Grund nicht geklappt. Ich weiß nicht, warum ausgerechnet diese Woche funktioniert hat, aber ich bin sehr dankbar, dass es diese Woche war.‘
Ich erinnere mich, dass Stewart Cink – als er 2009 The Open gewonnen hatte – in der Folgewoche damit verbrachte, in seinem Haus herumzulaufen, um zu sehen, wo der Claret Jug am besten hinstellen würde. Stellen Sie die Claret Jug auf ihren Traktor?
Brian Harman: ‚Nette Idee, aber ich lasse meine Frau aussuchen. Sie hat ein viel besseres Auge dafür, wie man Dinge in Szene setzt.‘
Sie hatten am Samstag und heute früh ein paar Bogeys. Sie haben eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit gezeigt. Was ging Ihnen heute besonders durch den Kopf, nach diesen zwei frühen Bogeys, denn viele Männer in Ihrer Position hätten während der Runde weitere Schwächen gezeigt, aber Sie haben sich behauptet.
Brian Harman: ‚Nachdem ich gestern den zweiten Bogey gemacht hatte, sagte ein Typ, als ich an ihm vorbeiging, „Harman, du hast nicht die Nerven dafür.“ Das hat geholfen. (Gelächter).
War das die Motivation?
Brian Harman: ‚Ja, das hat sehr geholfen. Auf jeden Fall hat es mich wieder darauf gebracht, dass ich gut genug bin, das zu schaffen. Ich werde das schaffen. Ich werde meinen Prozess durchgehen, und der nächste Schlag wird gut sein. Angesichts des Wetters und der Situation wird jeder schlechte Schläge machen. Ich wusste, dass die Art und Weise, wie ich darauf reagiere, bestimmen würde, ob ich hier sitze oder nicht.‘
Bei ihren ersten The Open Anläufen haben Sie die Cuts verpasst! Was ist 2023 anders gewesen?
Brian Harman: ‚Ich habe ein paar ordentliche Runden gespielt, also war es nicht so, als ob ich hier herumgehackt hätte, ich konnte mich einfach nicht richtig wohl fühlen und ich hatte das Gefühl, dass ich vielleicht zu hastig war.
Dann letztes Jahr hatte ich endlich das Gefühl, dass ich, wenn ich die ersten beiden Tage etwas besser gespielt hätte, ganz vorne dabei hätte sein können. Ich war aufgeregt, dieses Jahr hierher zurückzukommen.
Ich denke, dass es mir sehr geholfen hat, beim Scottish Open zu spielen, um mich vorzubereiten und all meine Energie darauf zu setzen, hier gut zu spielen.
Sie sind jetzt frisch gebackener The Open-Champion. Sie sind ein Major-Champion. Aktuell die Nummer 10 der Welt. Haben Sie immer gedacht, dass dies passieren könnte? Und wenn ja, warum?
Brian Harman: ‚Ich hatte als junger Golfer viel Erfolg. Ich habe die U.S. Junior gewonnen und war dann als Amateur eine Zeit lang die Nummer 1 der Weltrangliste. War der jüngste Amerikaner, der für den Walker Cup ausgewählt wurde. Ich hatte Erfolg. Ich hatte die Voraussetzungen. Dann kam ich aufs College und es stockte ein wenig. Ich bin einfach nicht mit der Entwicklung mitgegangen. Meine Profikarriere war zuweilen wirklich gut und zuweilen nicht so gut. Letztes Jahr hatte ich das Gefühl, dass ich irgendwie etwas gefunden habe, und ja, Mann, es ist einfach großartig.‘
engl. Transkript von ASAP Sports. Interviewfragen von Mike Woodcock